Mittwoch, 28. Juli 2021

Alle Hemmungen werden fallen

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Alle Hemmungen werden fallen

Geschichte wird gemacht, es geht voran! Anfang der achtziger Jahre war das ein NDW-Hit der Band »Fehlfarben«, zu dem ich als junger Mann abtanzte. Im Rückblick ist das regelrecht visionär gewesen: Ja, es geht voran. Mit Riesenschritten. Als Kind kannte ich das aus Märchen als »Siebenmeilenstiefel«. Heute heißt das anders. Nein, »Fortschritt« und »Rettung der Welt« ist furchtbar altmodisch. Doch die Werbestrategen arbeiten bereits daran. Lassen wir uns überraschen – der derzeitige, vorläufige Arbeitstitel ist »Agenda 2030«.

Abgesehen davon, dass heute Flugreisen nichts Besonderes mehr sind – nun ja, inzwischen sind sie es wieder, denn sie werden an zunehmend kompliziertere Bedingungen geknüpft –, kommen wir nicht nur technisch, sondern auch sozial mit atemberaubender Geschwindigkeit voran. Den Verfall von Innerem, den Verkauf unserer Seelen, den ich hier immer wieder direkt oder indirekt thematisiert habe und immer noch thematisiere und weswegen ich hier überhaupt tippe, hat inzwischen Ausmaße angenommen, die mich schlichtweg sprachlos machen.

Es gibt keine Worte dafür, um das alles auch nur ansatzweise zu fassen. Und nun wurde der Turbo zugeschaltet: Der Druck wird immer größer, sich zwischen körperlicher Autonomie und einem (vorgeblichen) Recht auf soziale Teilhabe zu entscheiden. Aus meiner Sicht ist das Nötigung, doch die Regeln haben sich seit 18 Monaten grundlegend geändert. Nur wenige sehen darin überhaupt ein Problem.

Der Rechtsstaat, der in vielen Bereichen schon länger auf wackeligen Füßen stand, erodiert seit eineinhalb Jahren in atemberaubender Geschwindigkeit. Doch ich weiß inzwischen, dass die überwältigende Mehrheit darin kein Problem sieht. Im Gegenteil, das Problem sind diejenigen, die darin ein Problem sehen. Solche Verrückten wie ich. Ohne die wäre alles okay. Ich wiederhole mich, mal wieder, und das wird mir zu Recht zum Vorwurf gemacht werden – ganz im Gegensatz dazu ist es selbstverständlich, was pausenlos rund um die Uhr als Trommelfeuer der Propaganda auf uns eindrischt und nichts als die Wahrheit verkündet.

Damit bin ich an einem wichtigen Punkt, der, wie ich glaube, auch von den vielen stillen Helden unserer heutigen Zeit nur unvollkommen gesehen wird. Es muss wohl so sein, denn sonst würden sie resignieren. Und das wäre das Letzte, was ich, der nun weit von jeglichem Heldentum entfernt ist, mir wünschen würde. Ein ganz dickes Lob den Leuten vom »Corona-Untersuchungsausschuss« und Allen, die direkt und indirekt dazu beigetragen haben, dass ich zumindest mir selbst die richtigen Fragen stelle.

Doch es drängt sich mir tagtäglich auf, und so wiederhole ich mich halt noch mal, wenn auch nur in der Art eines Selbstgesprächs: Unsere stillen Helden sehen uns, also »das Volk«, als Opfer von bestimmten Machenschaften. Das ist aber aus meiner Sicht nur eine Seite der Medaille. Und die hat bekanntlich zwei. Solche ketzerischen Gedanken hatte ich ja ganz früh schon geäußert. Es gehören ja immer zwei dazu: Einer, der etwas macht, und einer, der was mit sich machen lässt, der einwilligt – kurzum, dabei mitmacht, sich zumindest indirekt dabei beteiligt.

Und auch das habe ich schon mal geäußert: Wir haben zwar einen Staat, der sich »Demokratie« nennt, doch inzwischen kaum noch BürgerInnen, die »Demokratie« auch leben. Denn in den Menschen selbst ist sie seit Jahren ein Auslaufmodell. Wir sehen also eine Demokratie ohne Demokraten. Aber wie soll so was funktionieren? Wie soll es äußere Demokratie ohne zumindest ein Minimum an innerer geben? Nun, für die Allermeisten überhaupt kein Problem. Man muss halt nur die blöden Nerver loswerden, die darin eines sehen. Dann ist alles okay.

»Ich diskutiere nicht. Ich sage hier meine Meinung.« Vor ein paar Jahren sorgte die Haltung, die sich hinter diesem Statement verbirgt noch für einen gewissen Aufruhr, ja für Diskussionen. Doch das ist vorbei: Heute ist diese Haltung Allgemeingut, genauso wie ein extremes Ausmaß von Eitelkeit und Narzissmus, über das vor zehn Jahren noch viele die Nase gerümpft hätten. Heute: Allgemeingut. Alle sind im »Dauershow-Modus«. Wer das nicht ist, fällt auf, ja fällt unangenehm auf. Hält er oder sie sich etwa für was Besseres?

Wem dies absurd vorkommt … Nun, für mich ist es das, nach wie vor. Doch das ist so was von von gestern. Heute ist das Allgemeingut! Ach, was waren das noch Zeiten, als das Kinderlied der »Sendung mit der Maus« ging »Wer nicht fragt, bleibt dumm!«. Heute müsste das gehen »Wer nicht weiß, ist dumm!«. Doch Wissen ohne Fragen, ohne Ausprobieren, ohne »Trial and Error«, ohne direkte Lebenserfahrung zu erlangen – ich wüßte nicht, wie das gehen sollte. Geht aber heute. Hat man heute so.

Denn heute fragt niemand mehr. Heute weiß man. Erkenntnisgewinn? Was ein alter Schmarren! Heißt ja, dass man nicht alles weiß, ja gar, dass man sich selbst zumindest indirekt in Frage stellen kann. Undenkbar. Jeder ist heute seine eigene TV- und Radiostation, nicht nur oft im wörtlichen, sondern vor Allem im übertragenen Sinne. Walkie-Talkies, deren Umschaltung Senden-Empfangen nicht nur nicht mehr funktioniert, sondern gar nicht mehr vorgesehen ist: eine Dauerwerbesendung in eigener Sache.

Das ist die andere Seite der Medaille, die gerne ausgeblendet wird. Dass wir alle eben auch Täter sind, Mittäter an Allem, was geschieht – oder unterbleibt. Solange wir dafür die Verantwortung verweigern, wird sich nichts ändern. Nichts. Und es geht ja noch viel weiter: Diese Strukturen werden es möglich machen, eine Dystopie zu schaffen, ein Meer von Blut und Leiden, gegen das sich das der vergangenen Jahrhunderte wie ein müdes Vorgeplänkel ausnehmen wird.

Wir haben nun ungeheure Machtmittel zur Hand. Und wir werden sie nutzen. Zum Rechthaben. Zu unserer Vernichtung.

Nachtrag 30.7.21: Es wird inzwischen massiv »Front« gemacht gegen die »Impfverweigerer«. Eine zweiter Krieg im Inneren also, nicht mehr nur gegen das »furchtbare Virus« sondern auch gegen die »Egoisten und Verräter« in den eigenen Reihen, die den Krieg gegen die »Jahrhundertseuche« hintertreiben – Dolchstoßlegende 2.0, wie ich es schon mal nannte. Die Töne werden schriller, es schwingt schon ein impliziter Aufruf zur Gewalt mit – die selbstverständlich ausschließlich von den »Impfverweigerern« ausgeht, indem sie die Gesundheit aller aufs Spiel setzen. Und noch ein schönes Detail, das uns wohl bald viel Freude bereiten wird: Die »Delta-Variante«, die nun die Welt als »4. Welle« heimsuche, sei so ansteckend wie die Windpocken – das bedeutet in der Praxis: Lockdown total für alle! Total, denn die Windpocken können ja bekanntermaßen wirklich mit dem Wind übertragen werden … Nein, diese Meldung ist leider kein Quatsch. Ich sah sie in den »Aktuellen Nachrichten« als Podcast in unserem Qualitätsmedium Nr. 1, dem »Spiegel« (schade, leider nicht verlinkbar). Wer sich aber ein Bild verschaffen möchte, wie der Wind gerade vor dem Unwetter böig auffrischt, kann dies hier tun. Und nun werden auch bei den Kindern »Tatsachen geschaffen« – man will offenbar nicht mehr auf die noch zögernde STIKO warten …

Stichwort STIKO – Nachtrag 18.8.21. Die ist inzwischen unter dem massiven politischen Druck eingeknickt und empfiehlt nun auch »Impfungen« für 12 – 17-jährige. Danke immerhin für den Versuch. Dies war jedoch abzusehen. Und der nächste Schritt ist schon in den Startlöchern: In den USA laufen bereits Tests mit den »Impfungen« ab dem Säuglingsalter … Ich mache mir keine Illusionen: Das wird auch bei uns bald Thema sein.

Ach ja, noch was. Was schon ein Bisschen ganz banaler, »analoger«, »gestriger« menschlicher Kontakt, selbst wenn es nur eine kleine Geste oder ein Lächeln ist, für uns Menschenviecher bedeutet, habe ich eben in diesem wunderschön geschriebenen Artikel lesen können. Doch wir sind aus Gründen, die ich hier an vielen Stellen thematisiert habe (und welchen, die ich nicht thematisiert habe …) seit Jahrzehnten in einer ganz anderen Richtung unterwegs. Leider gibt es wenig Hoffnung, dass sich da was dran ändern wird – im Gegenteil. Und auch ich bin Teil dieser Entwicklung, selbst wenn mir mehr davon bewusst sein mag als der großem Mehrheit …

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2 Kommentare zu »Alle Hemmungen werden fallen«

  1. Jep. Ich hab schon vor einiger Zeit geschrieben, dass diese Dystopie, in der wir uns befinden, allein von denjenigen verschuldet wird, die sie leben. Die – wie damals im Stanford-Prison-Experiment zu Wärtern berufen wurden.

    Würde dringend mal Zeit für eine Gefängnisrevolte?

  2. Ja, die »Wärter« haben natürlich die Macht in diesem Spiel. Doch meines Wissens war eine Bedingung bei diesem Experiment, dass per Los entschieden wurde, wer »Wärter« würde und wer »Gefangener«. Dies hatte und habe ich dabei immer im Hinterkopf. Das Problem liegt aus meiner Sicht tiefer. Leider.

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