Mittwoch, 19. Mai 2021
The future is exiting. Ready?
The future is exiting. Ready?
Voodoofone weiß also, wohin die Reise geht. Und wir sind auf dem Weg. Wohin? In eine grandiose Zukunft. Eine Zukunft, in der der Magier und die Magierin das Sagen haben. Also: fast alle. Und die wissen um ihre Großartigkeit, ihr besonders Sein, ihre Einmaligkeit. Und diese Überlegenheit nimmt immer rauschhaftere Züge an.
Sollte morgen durch irgendein Wunder erklärt werden, die »Pandemie« sei vorbei und alle Maßnahmen seien ab sofort aufgehoben – dann … würden wir womöglich massive Proteste, ja Demonstrationen sehen. Richtig große, nicht nur die doch eher kümmerlichen Grüppchen der MaßnahmengegnerInnen. Sie würden ein Heer von Menschen sein, das entrüstet fragt, warum man denn nun unser aller Sicherheit aufs Spiel setzen wolle.
Das ginge doch gar nicht, einfach so aufzuhören. Das müsse doch alles besonnen und abgewogen geschehen! Wir kämen in Teufels Küche, wenn wir nun »einfach so« aufhören würden mit dem Testen, dem Abstand Halten, den Masken, den teuren Plexiglastrennwänden, der Dauerdesinfektion, den »Impfungen«, und, und, und. Das müsse doch alles wohlüberlegt sein!
Und überhaupt – wie stünden wir denn nun da? Ohne die Möglichkeit, uns weiterhin als moralisch überlegen, solidarisch und verantwortungsvoll zeigen zu können? Eben als die besseren Menschen? Ja natürlich, es ist weiterhin jeder gegen jeden. Doch es war so was von cool, sich als Teil einer riesigen (Volks-)Gemeinschaft erleben zu können, die gegen einen gemeinsamen Feind kämpft. Wie kann man uns den geliebten, Rechtschaffenheit bringenden Feind so einfach wegnehmen? Unverschämtheit! Dass der Staat sich das anmaßt! Auf die Straße!
Es war doch sonnenklar, wo die Feinde sind! Die sollen auf einmal nicht nur weg sein, sondern quasi Recht behalten haben mit all ihrem dummen Zeug, ihren Spinnereien, ihren Verschwörungstheorien? Das geht gar nicht! Wir hätten das doch zusammen geschafft! Unser Sieg lag vor uns, zum Greifen nah! Und jetzt so was! Tja, das ist die moderne Version der Dolchstoßlegende, ziemlich genau hundert Jahre nach Entstehung des Originals …
Denn das ist längst unsere Pandemie. Unsere! Und nicht das, was ihr durchgeknallten, antisemitischen Nazis daraus machen wolltet! Und sie wird weitergehen, weil wir sie weitertragen. Denn wir wissen, und ihr seid die Realitätsleugner! Und wehe, ein Wort des Vorwurfs an uns. Dann gibt’s was aufs Maul. Wir hatten Recht und behalten Recht. Weil es so ist. Und weil es so ist, ist es so. Dass das mal klar ist!
Nun, das mit dem Ende der »Pandemie« ist ein völlig fiktives Szenario. Ein kleines, boshaftes Gedankenspiel, ein »was wäre, wenn«. Ich habe es hier aufgeschrieben, um etwas satirisch auf den Punkt zu bringen: die Atmosphäre, die Haltung, die mir auf Schritt und Tritt begegnet. Dass jedoch genau das in immer mehr Ländern inzwischen Realität ist, ohne dass sich dort die Leichen stapeln (im Gegenteil), interessiert hier niemanden.
Und da ist noch was, das die Menschen mit fliegenden Fahnen in die Richtung stürmen lässt, in die auch die »4. Industrielle Revolution« gehen wird: Zuerst kommt die »Optimierung«, dann die Abschaffung des Menschen, wie wir ihn bisher kannten. Das ist nicht weniger als die zweite große Zäsur in der Menschheitsgeschichte seit der Seßhaftwerdung vor ca. 11.000 Jahren. Und womöglich die letzte.
Denn heute ist der Körper nur noch so was wie die Plakatwand zur Präsentation der eigenen Großartigkeit. Ansonsten: weg, auf Abstand zu diesem ekligen, unperfekten, begrenzten tierischen Anhängsel! Der Tod ist inzwischen gleich auf mehreren Ebenen eine ungeheure, ja die ultimative Provokation. Und der »Sieg« über Corona wäre für uns eine Selbstversicherung, dass wir auf dem besten Wege sind ihn abzuschaffen: Kriegen wir das unter Kontrolle, ist der Schritt dorthin nur noch eine Fingerübung!
Und natürlich will jede/r die Welt optimieren, nach diesem Bilde formen. Der moderne Mensch, der Homo deus, braucht nur noch die passende App dafür, die All-Kontroll-App. Die wird es bald geben, erste Versuche laufen schon. Sie wird dann zwar zentraler Teil der totalen Kontrolle des Konglomerats aus Staat und Großkonzernen (auch bekannt unter dem Namen »Faschismus«) über Alle sein, doch die werden das als Selbstermächtigung erleben. Dieser Rausch wird kaum noch Grenzen kennen – für alle, die dazugehören. Alle, die da nicht passen oder stören, müssen weg. Und kommen auch weg. Und je mehr Macht und Einfluss jemand hat, desto hemmungsloser kann er oder sie dazu beitragen, dass diese Utopie umgesetzt werden kann.
Alles nur eine Frage der Zeit. Dann kann diese transhumanistische Utopie unwidersprochen umgesetzt werden, unter dem Jubelgeschrei der Milliarden, die das cool finden. Nun ja, die Loser des Spiels … Wer weiß, vielleicht sind das am bitteren Ende sogar die weitaus meisten? Denen wird es nicht so gut gehen. Irgendwann wird man nicht mal mehr Särge brauchen. Bulldozer reichen. Menschlicher Abfall halt. Und danach? Der Posthumanismus – für die, »die es wert sind«?
Für die überwältigende Mehrheit meiner Mitmenschen stellt inzwischen schon meine schiere Existenz offensichtlich eine Provokation dar. Ich bin so was wie ein wandelnder Anachronismus, ein Relikt aus einer Zeit, mit der man nichts (mehr) zu tun haben möchte – der Zeit, als Menschen noch akzeptiert haben, dass das Leben eben das Leben ist und seine Grenzen hat. Umgekehrt fühle ich mich wie unter Zombies gefallen. Doch ich weiß es schon sehr, sehr lange: Ich bin der Fremdkörper, im wahrsten Sinne des Wortes. Sollte ich noch eine Perspektive finden, die mir für meine letzten Lebensjahre Begegnungen mit Menschen verspricht, die Menschsein anders verstehen als so, dann werde ich dieses Land ohne einen Funken Bedauern verlassen.
Nachtrag 26.5.21: Erich Fromm schrieb mal ein Buch, das auf Deutsch unter dem Titel »Die Furcht vor der Freiheit« erschienen ist (Europäische Verlagsanstalt Frankfurt/M., 1966). Ich frage mich, wie aktuell dies heute ist. Ohne Fromms Argumentation hier aufgreifen zu wollen (das würde ich auch so ohne Weiteres gar nicht schaffen) – eine Furcht vor der Freiheit gibt es heute in einer neuen Form, die das ergänzt, was Fromm schon vor vielen Jahrzehnten beschrieb.
Es hat mit der Furcht vor Kontrollverlust zu tun, einem zunehmenden, tiefen Misstrauen gegenüber Allem, was »unkontrolliertes« Leben ausmacht. Damit meine ich keineswegs, dass es gut wäre, hirnlos irgendwelche Dinge zu tun, die absehbar sehr riskant sind. Mein Motto dazu ist, offene Messer zu meiden – versteckte reichen mir völlig. Doch zusammen mit Intuition, Vertrauen und etwas Glück bin ich bislang ganz gut zurechtgekommen. Wir bewegen uns jedoch kollektiv hin zu einer Kontrollgesellschaft, wie ich es hier schon mehrfach beschrieben habe. Wir wollen jedes Risiko minimieren und zugleich unsere Ideen von den Dingen durchsetzen und verlieren uns dabei völlig in diesem Bestreben, ja werden immer besessener von Kontrolle. Zumindest hierzulande werden wir wohl kaum zu einem halbwegs vertrauensvollen Leben zurückkehren, selbst wenn dies sogar möglich wäre – im Gegenteil: »Corona« ist dabei, den Weg zu bereiten in eine Gesellschaft, die für eine mehr oder weniger eingebildete Rundum-Sicherheit und -Kontrolle jegliches wirkliche Leben aufgeben wird. Ähnliche Gedanken dazu aus berufenerem Munde gibt es hier.
Noch was, vom 25.10.21: Ich habe erst über diesen Artikel von James Corbett bei »Minds.com« den Begriff »Metaversum« kennengelernt. Facebook will sich offenbar demnächst umbenennen – dabei spielt dieser Begriff eine Rolle. Es geht weiter in Richtung der Verschmelzung von menschlichem Bewusstsein mit virtuellen Welten – für James Corbett (und auch für mich) eine Horrorvorstellung. »Matrix«, also die »Realität« dieser Filmtrilogie, könnte auf eine Weise tatsächlich entstehen – als eine virtuelle Welt, die dann »realer« ist als unsere ganz physische Gegenwart hier, als vergängliche Wesen aus Fleisch und Blut. Diese Entkopplung hat bereits weitgehend stattgefunden und wird massiv weiter vorangetrieben, bejubelt von einer Mehrheit weltweit. Und es soll jetzt weitergehen – »Corona« wird dabei ein machtvoller Katalysator sein …