Montag, 27. Februar 2023
Der Krieg ist längst in den Menschen
Der Krieg ist längst in den Menschen
Die Frage ist, wann er herauskommt. Ich habe bereits lange vor »Corona« ja schon mal Bemerkungen in dieser Richtung geäußert, doch diese »furchtbare Gesundheitskrise« der letzten drei Jahre hat die Dinge jetzt knallhart an die Oberfläche, ins Sichtbare gebracht, während sie vorher nur schemenhaft unter der coolen Oberfläche durchschimmerten.
Jetzt kann auch ich mir die Dinge nicht mehr schön lügen, selbst wenn ich das wollte. Es gibt kein Zurück mehr. Das ist so was wie ein »positives Abfallprodukt« und bedeutet: Wenn es das nächste Mal heißen wird: »Masken … auf!« – oder was ganz Neues –, so werden wieder fast alle mitmachen. Sie werden wieder im Namen irgendeines moralischen Wertes (etwa der »Solidarität«, den »Idealen des Wertewestens« – was auch immer) alles tun, was man ihnen sagt – und sogar noch mehr, in vorauseilendem Gehorsam. Keine Fragen. Nur an die, die nicht mitmachen.
Inzwischen kann von Seiten der mächtigen Interessengruppen längst (so gut wie) Klartext gesprochen werden – »I can’t run no more with that lawless crowd, while the killers in high places say their prayers out loud«, so Leonard Cohen in »Anthem«. Die überwältigende Mehrheit geht trotzdem mit, stellt keine Fragen – außer vielleicht, was sie noch zur Agenda der Machtcliquen beitragen können, die sie für ihre halten. So was wie »Frieren für die Freiheit« ist da längst ein alter Hut. Es geht ja bereits hurtig weiter. Ich höre inzwischen laufend Äußerungen, die perfekt in die Agenda passen – zum Beispiel, man solle Menschen zur Rechenschaft ziehen, die ungesund leben, etwa durch erhöhte Beiträge zur Krankenversicherung oder hohe Eigenbehalte. Noch fällt mir da jeweils fast die Kinnlade runter, mit welcher Selbstverständlichkeit und mit welcher Unbedingtheit das kommt. Doch ich sollte vielleicht besser auf meine Kiefergelenke aufpassen.
Oder noch besser: Wie wäre es, alle dazu zu zwingen, vegan zu leben? Oder ohne Alkohol, ohne fettes Essen, ohne …? Das würde doch gleich mehrere Probleme zugleich lösen! Es sei doch nur zum Nutzen Aller, nicht wahr? Also warum denn nicht …? Das wären doch wichtige Schritte zu einer besseren Welt! So was höre ich inzwischen aus mehreren Ecken, immerhin noch eher verhalten. Dass solcherart Ideen und Ziele totalitär sind, ist leider nicht vermittelbar – ich habe es inzwischen (meistens) aufgegeben. Es ist schlicht und einfach Energieverschwendung. Genau das ist es, wenn ich sage: Die Leute wollen den Totalitarismus. Nein, sie wollen ihn nicht explizit. Aber implizit. Denn wenn unser Aller Leben bis ins letzte und kleinste Detail geregelt, reglementiert und kontrolliert ist, dann ist das … solidarisch? Das Paradies? Nein, tut mir leid: Aus meiner Sicht ist das totalitär.
Doch sehr, sehr viele wollen das so: Wenn es nur in naher Zukunft keine Raucher (Dicke, AfD-Leute, Verbrennerautofahrer, ja auch Alte und Kranke, …) mehr gäbe, dann wäre die Welt doch in Ordnung, nicht wahr? Das ist, zu Ende gedacht, darüber hinaus das Patentrezept für den totalen Bürgerkrieg. Nun, für viele, scheint mir, wäre aber die Welt bereits ein wenig mehr in Ordnung, wenn es »solche wie mich« nicht mehr gäbe. Und wenn meine Wahrnehmung auch nur halbwegs stimmt, dann spüre ich das immer stärker. Denn mit sich selbst zu tun zu haben, nicht in jeder Sekunde »gut auszusehen« ist heute für sehr, sehr viele bereits die ultimative Zumutung, ja eine unfassbare Provokation.
Aber ich merke schon, ich wiederhole mich. Sei’s drum. Manchmal denke ich: Ich bin in dieser Kultur aufgewachsen und werde durch sie und mit ihr auch untergehen. Doch immerhin hin und wieder frage ich mich noch, ob es vielleicht doch einen Ort gibt – der eigentlich in meinen Mitmenschen liegen würde –, in dem ich so was wie Heimat finde. Doch einer, der letztlich in die andere Richtung gehen und leben will als das, was heute weltweit fast alle wollen könnte damit auf gewisse Schwierigkeiten stoßen – freundlich formuliert.
Denn es ist, als ob in den Menschen um mich her (und ich frage mich, ob auch in mir) so was wie ein Schwelbrand ist. Ein tief reichender Schwelbrand, der neben einem offenen Riesenkanister Benzin vor sich hin glimmt. Doch noch ist gerade eben zu wenig Luft vorhanden, um ein zündfähiges Gemisch zu erzeugen. Wenn sich jedoch in einer solchen Situation auf einmal eine »Luftzufuhr« ergibt, dann … Welches Ereignis, das nach meinem Gefühl bereits in der Luft liegt, wird dann diese »Luftzufuhr« aus Angst-Hass erzeugen?
Es ist letztlich belanglos, mit welchem »Argument« man dann gegen diejenigen vorgeht, die man als »Verräter an der gutes Sache« betrachtet. Irgendwas ist es am Ende immer – sei es, »rechtsoffen« zu sein, und/oder »antisemitisch«, »ein Päderast«, … Was auch immer. Es spielt letztlich keine Rolle. Denn man will die »Nestbeschmutzer«, die »Saboteure der guten Sache« einfach nur loswerden. Noch werden sie »nur« entlassen, ausgebootet, diffamiert und bedroht, manchmal vor Gericht gestellt. Oder in den Tod getrieben, wie offenbar kürzlich Clemens Arvay. Ich fürchte aber, wenn schon sehr bald wieder dringend mehr Sündenböcke gebraucht werden, wird man sich damit nicht mehr zufrieden geben. Denn es wird für ganz viele bald »ans Eingemachte« gehen.
Und jemand muss doch schließlich daran schuld sein. Ja, es gibt sie – diejenigen tragen deutlich mehr Schuld als die Allgemeinheit, die die Dinge zu ihren Gunsten skrupellos in bestimmte Richtungen lenken. Doch diese wissen auch, wie man Sündenböcke schafft, an denen sich der Volkszorn entladen kann – also, die die Blitzableiter sein werden, um dann unbehelligt wie fast immer zum nächsten Schritt überzugehen. Für den man dann neue Sündenböcke braucht. Wie praktisch für sie, dass kaum jemand mal wirklich selbst über die Dinge nachdenken will …
28.4.23 – Ich will hier an dieser Stelle noch einen Link zu einem Nachruf beim »OffGuardian« hinterlassen, weil mich dieser Nachruf in Gedichtform erreicht hat – ein Nachruf auf einen Menschen und Wissenschaftler, einen der wenigen (noch) unabhängigen, der vor Kurzem gestorben ist. Es geht um Greame McQueen, der mir bislang nur vom Namen her ein Begriff war. Er hatte sich um eine »Aufarbeitung« der Ereignisse am und ab dem 11. September 2001 in New York einen Namen gemacht.
Noch ein Nachtrag am 29.6.23. Der passt nicht unbedingt hierher, irgendwie aber doch. Es ist ein Beitrag als Podcast, ein Interview von James Corbett mit Rolo Slavskiy über das, was kürzlich in Russland passiert ist: War das wirklich ein versuchter Putsch? Oder ist das Ganze womöglich (mal wieder) viel komplexer und vielschichtiger, als selbst viele alternative Medien es sehen? Wer einigermaßen gut Englisch kann, sollte sich dieses Audio unbedingt anhören – entweder beim OffGuardian (dort wurde ich darauf aufmerksam) oder direkt auf corbettreport.com. Dort gibt es auch eine Menge weiterführender und ergänzender Links dazu.
Mal wieder was zum Thema aus berufenerem Munde (21.2.24). Todd Hayen schreibt nicht nur für den »OffGuardian«, sonden hat auch eine eigene Seite im Netz, »Shrewviews.com«. Gestern schrieb er eine Kolumne darüber, wie weltweit (nun, so sehe ich das auch …) die innere Verbindung von uns Menschen zur Natur (von der wir ja ein Teil sind) systematisch ausgedünnt wird und vielerorts bereits verschwunden ist. Wir beten stattdessen die Macht an – die Macht über die Natur, über unser »profanes« Menschsein – weg von dieser »Versteckten Energie« (»Hidden Energy«), die alles durchdringt. Du kannst diese »Lebensenergie« nennen, oder Gott, oder (All-)Seele – wie auch immer. Doch fast alle wollen weg davon, hin zu der Macht des Magiers, der alles beherrscht, der allmächtig über Allem steht. Sie wollen das selten explizit, dafür aber um so vehementer implizit. Es ist schön zu lesen, dass nicht nur ich diese Gedanken habe. Und ein Bisschen tröstlich dazu.
Inzwischen ist es über ein Jahr her, dass ich die Gedanken oben »verzapft« habe (20.3.24). Leider hat sich mein Eindruck, den ich beschrieb, aus meiner Sicht nicht nur bestätigt, sondern dies Unterschwellige scheint sich mir auch verstärkt zu haben. Wahrscheinlich bin ich selbst auch noch weiter desillusioniert. Das macht es kaum besser. Über die Seite von »Winter Oak« (Paul Cudenec – »The Acorn« 92, Unterpunkt 4) habe ich heute ein Interview gefunden, in dem es um den jung gestorbenen deutschen Psychoanalytiker (und Anarchisten) Otto Gross (1877 – 1920) geht. Das Interview kommt für mich auch deshalb schon (be)rührend »rüber«, weil sich hier zwei Leute, für die beide Englisch eine Fremdsprache ist, um ein intensives Gespräch bemühen. Bei 19:19 kommt die Rede auch auf einen Spruch von Otto Gross zur Revolution.
Diesen Nachtrag schreibe ich deswegen, weil ich diesen Spruch bemerkenswert finde, gerade auch auf dem Hintergrund dessen, was sich sowohl hier als auch anderswo an Kommentaren ergeben hat – in dem Sinne, man müsse nur die »richtigen« Leute bekämpfen/töten, dann würde alles gut. Hier also:
»Das höchste Ziel jeder Revolution ist es, den Willen zur Macht übereinander durch den Willen zur Beziehung zueinander zu ersetzen.« (Zitat Otto Gross) […] »Dies, spüre ich, ist für mich die profundere Beschreibung dessen, was später der Slogan […] ›Make Love, not War‹ wurde, und bringt das auf eine sehr kraftvolle persönliche als auch zwischenmenschliche Ebene.« (19:19 – 19:29 in diesem Interview – meine Übersetzung, aus Otto Gross: ‘The Personal is the Political’. Dr. G.M. Heuer in Conversation with Stefano Carpani.) Besser, finde ich, lässt sich das kaum mit Worten umschreiben, um was es mir hier geht.