Donnerstag, 2. Februar 2023

»Was Fakt ist, bestimme ich!«

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»Was Fakt ist, bestimme ich!«

Hallo Leute! Ich will mich heute mal wieder wiederholen. Meine Schwurbelblase ist zudem bis zum Bersten gefüllt, und ich werde sie (mal wieder) öffentlich entleeren.

Das mit den »Wissenden«, die es zwar schon immer gab, die aber heute praktisch allgegenwärtig sind habe ich schon eingehend beschrieben. Das will ich immerhin nicht noch mal wiederholen. So also heute über Wahrnehmungen meinerseits in meinem Umfeld, dem näheren wie auch dem weiter entfernten. Immerhin gibt es hier auch ähnliche Gedanken aus berufenerem Munde als meinem – für alle, die womöglich schon die Überschrift als völlig abwegig empfinden.

Exemplarisch für die Überschrift möchte ich hier eine Bemerkung aus dem Freundeskreis(!) anführen, die zwar markig ist, aber dennoch für etliche weitere stehen kann, die mir in den vergangenen Wochen und Monaten begegnet sind. Ich zitiere das hier daher sinngemäß, nicht wörtlich.

»Ich habe inzwischen null Verständnis für Putin-Versteher. Und wenn ich von dir auch nur eine Bemerkung höre, die Verständnis für dieses Schwein zeigt, dann schmeiße ich dich raus!« Als ich das hörte erschauderte ich, nicht nur innerlich. Zugegeben, das ist »Klartext« pur, doch weniger drastisch formuliert begegnet mir diese Haltung auf Schritt und Tritt. Nur eine kleine Minderheit ist ernsthaft skeptisch über den Krieg, und selbst die immerhin ganz sanft kritische »Berliner Zeitung« hatte kürzlich einen Artikel im Blatt, der sich verächtlich über die inzwischen an vielen Stellen in der Stadt aufgetauchten Graffiti »Das ist nicht unser Krieg!« äußerte.

Da ist etwas unter der Oberfläche, allgegenwärtig, das mir fortlaufend fast überall begegnet. Es ist für mich wahrnehmbar, wenn ich innerlich still bin, »auf Empfang« gewissermaßen. Ja, das alles ist völlig subjektiv, zugegeben. Ich hänge mich damit sehr aus dem Fenster, das ist mir klar. Noch werde ich für solche Äußerungen nicht eingewiesen, würde es aber für die nähere Zukunft, von der entfernteren ganz zu schweigen, keinesfalls ausschließen.

Dieses »unter der Oberfläche« Lauernde äußert sich meistens nur in kleinen, ja winzigen Gesten und Posen und nur selten so offen wie oben geschildert. Es ist etwa die Art zu stehen, das »Wie« – also wie vor mir ein Abstandsstock auf das Kassenband des Supermarktes gelegt oder geworfen wird, der Gesichtsausdruck beim (bei vielen beinahe schon pausenlosen) Blick auf das Handy, die Art zu laufen und/oder die Pedale des Fahrrades zu treten, das Wie, die Bewegung, eine Zigarette nach dem Zug vom Mund wegzureißen, und, und, und, und … Eine Welt durchgehend auf digitalem Kokain, in der viele sich in der Art bewegen wie Charlie Chaplin in seinen alten Filmen – dabei jedoch meilenweit entfernt von dessen wunderschöner tragikomischer Art, sich selbst auf die Schippe zu nehmen.

Hier davon zu erzählen ist riskant, »weil das alles doch völlig normal ist, und völlig irre, wie jemand auch nur irgendetwas dabei finden kann«. Ja, okay. Ich weiß. Nein, ich spüre: Es ist mir auf eine seltsame Weise unheimlich, wie die Stimmung in einem Horrorfilm, wenn der Zuschauer bereits weiß, dass gleich etwas sehr Düsteres, Schlimmes passieren wird, die Protagonisten der Filmhandlung aber noch völlig arglos ihrem Kram nachgehen.

Nur dass eben ich der Protagonist in der Handlung bin, der etwas ahnt, was die Träger dessen, was »in der Luft liegt« eben als völlig selbstverständlich ansehen. So selbstverständlich wie bei den »Maßnahmen« mitzumachen, sehr oft sogar mit eifrig vorauseilendem Gehorsam, und nichts dabei zu finden, die »zu Schützenden« sich selbst und einem einsamen, elenden Tod zu überlassen. Aus alternativloser, fürsorglicher Solidarität natürlich.

Aus der gleichen Haltung heraus wurden auch »Ungeimpfte« ausgegrenzt, ausgeschlossen – mit einer Selbstverständlichkeit, ja einem Fanatismus, der mich noch als Erinnerung schaudern macht. Nein, nur eine Minderheit war da wirklich fanatisch. Doch die überwältigende Mehrheit folgte ohne zu fragen – war halt alles notwendig, eben alternativlos. Wer Fragen stellte, stellte sich damit automatisch außerhalb der »solidarischen, altruistischen, verantwortungsvollen Gesellschaft« und wurde bereits allein deshalb ausgegrenzt.

Ich bin nach wie vor entsetzt, wie viele auch jetzt noch nicht bereit sind Fragen zu stellen. Ja, da ist inzwischen eine allgemeine Skepsis, was die »Impfungen« angeht, denn vielen ging oder geht es richtig dreckig. Doch die meisten sind nur allzu bereit, das für »Long Covid« zu halten oder für »eine Folge des Klimawandels«, von schlechter Ernährung, Stress oder was auch immer, wie es nach wie vor propagiert wird. Erst gestern hörte ich so was wieder in einem Gespräch. Und ich bin mir ziemlich sicher: In den entsprechenden »Think Tanks« der »Sozialingenieure« wird bereits daran gearbeitet, wie man diese weit verbreitete Grundhaltung (oder Grundbereitschaft?) für die bereits diffus angekündigte »nächste Pandemie« nutzen und integrieren könnte. Der »Boden« ist ja gut bereitet. Wie muss also die nächste »Aussaat« gestaltet sein, damit man darauf erfolgreich aufbauen kann?

Ich hatte an anderer Stelle schon mal geäußert, dass aus meiner Sicht die überwältigende Mehrheit genau das will, was passiert. So lange das ihr Lebensgefühl von immer mehr Ermächtigung und Kontrolle bestärkt und päppelt – dann bitte mehr davon! Zumal sich alle, die »mitmachen« als Helden fühlen können, und man die, die es nicht tun voller Stolz als »Egoisten«, »Nazis«, »Arschlöcher« etc. abservieren kann. Das Lob der gesellschaftlichen Anerkennung ist einem dabei gewiss.

Wir sind jetzt eine sogenannte Demokratie ohne Demokraten. Demokratie wie ich sie verstehe lebt jedoch von der Diskussion, dem offenen Meinungsaustausch, wobei auch unpopuläre, ja »irre« Meinungen und Sichtweisen eine wichtige Funktion haben. Es sollte um die besseren Argumente gehen, eine bestimmte »Haltung« erst mal sekundär sein. Doch es ist zumindest heute umgekehrt: Die (politisch) korrekte Haltung ist zentral; alle, die »erwacht« (»woke« und überhaupt, cool) sind, sind quasi automatisch im Recht. Argumente spielen, wenn überhaupt, nur am Rande eine Rolle. Also: Wenn jemand von der AfD sagt: »Zwei mal zwei ist vier!«, dann ist das ganz klar Quatsch. Denn wenn ein »Nazi« so was sagt, dann kann das ja nur falsch sein.

Wenn hingegen jemand der »Guten« (und das sind heute praktisch alle – außer eben »Nazis«, »Querdenkern«, »Verschwörungsideologen«, …) »zwei mal zwei ist fünf« sagt, dann muss das stimmen. Es kommt ja von der »richtigen« Seite … Vor Allem dann, wenn ein »zertifizierter Experte« es sagt. Oder die »Faktenchecker« es »verifizieren«. Dann ist jeder Zweifel Blasphemie.

Das alles wäre eigentlich zum Lachen, wenn … Ja, wenn es eben nicht diese weitverbreitete, subtile Grundhaltung gäbe »Was Fakt ist, bestimme ich!«. Oder auch, welcher Mitmensch Respekt – will heißen, ganz elementaren Respekt als menschliches Gegenüber – »verdient« hat. Doch wie ich eingangs schon sagte: Ich wiederhole mich. Und zudem ist meine Schwurbelblase jetzt leer. Nun, es hat länger als zwanzig Sekunden gedauert. Na ja, ich bin ja auch schon älter

Passt thematisch hierhin: Eben (9.8.23) las ich zwei Kommentare (ja, Meinung – das ist wichtig im Hinterkopf zu behalten …) von Dagmar Henn, deren meist scharfsinnige und kluge Sicht auf die Dinge ich inzwischen sehr schätze. Sie schrieb im ersten Artikel über einen »Bild«-Artikel, in dem zwei Ex-BND-Obere so allerlei Forderungen stellen. Der BND (»Bundesnachrichtendienst«) hat ja vor ein paar Jahren eine gigantische neue Zentrale mitten in die Stadt geklotzt, auf das ehemalige Gelände das »Stadions der Weltjugend« in der Chausseestraße. Das Gelände ist riesig, und der BND-Neubau hat es fast komplett gefüllt. Im zweiten Artikel (Link unter dem eben genannten) geht es um wichtige Gründe, warum die Regierungen der weitaus meisten Länder inzwischen praktisch »im Blindflug« agieren. Dieser Artikel ist aus meiner Sicht sehr lesenswert – weniger, weil er »die absolute Wahrheit« vermittelt, als dass er mir ein zumindest ansatzweises Verstehen ermöglicht, was warum in den dafür zuständigen Behörden geschieht, bzw. eben nicht geschieht.

Noch ein technischer Hinweis. Da wir im »besten Deutschland aller Zeiten« eine völlige Meinungsfreiheit genießen, darf Mis- und Desinformation wie zum Beispiel »Russische Propaganda« unsere Demokratie nicht mehr verpesten. Sie wird deshalb zu deren (und unserem) Schutz blockiert. Noch sind das meist nur DNS-Sperren – das heißt, Seitenaufrufe dorthin werden einfach ignoriert und laufen so ins Leere. Bislang kommt man vielerorts aber noch ohne VPN aus, indem man auf freie DNS-Server zugreift, zum Beispiel über 1.1.1.1 und 9.9.9.9.

23.11.23. Wie immer freue ich mich, wenn ich ähnliche Gedanken wie meine aus berufenerem Munde höre (oder lese) als meinem. Sylvia Shawcross hat heute einen Beitrag auf ihren Substack gestellt, der die Überschrift hat »Bitte nicht lesen; es ist zu deprimierend« (»Don’t read this because it is too depressing.«). Der beginnende Winter mit seinem Regen und immer mehr Schnee hat sicher einen Beitrag zu ihrer Stimmung geleistet, doch das Thema ist tiefer gehend.

»And that is all we have because we humans were orphaned without knowledge and abandoned without reason. We have no answers and we are surrounded by people who all believe they have the answers. And we have listened so long and so wide and so intently that we no longer hear them. They are static around our makeshift bubble where we contemplate what is not known. Foraging to find the unknowable.«

Ein Satz blieb hier bei mir besonders hängen, sodass ich hier noch was nachtippe: »We have no answers and we are surrounded by people who all believe they have the answers.« – »Wir haben keine Antworten, sind aber umgeben von Leuten, die alle glauben, sie zu haben.« – Das also, was ich mal als die »Diktatur der Wissenden« bezeichnet habe. Immerhin stehe ich mit dieser meiner Sicht der Dinge nicht völlig allein … Tröstlich in dieser Zeit.

Alles, was ich hier beschrieben habe folgt dem Prinzip »Immer wenn ich das Gefühl habe, das ist so irre, abgedrehter geht’s nicht, dann wird noch eine Schippe drauf gegeben.« Und natürlich noch eine, und noch eine. Und noch eine. Vorhin (16.2.24) las ich einen Artikel von J R Leach beim »OffGuardian«, der sich mit der »Plage der Heiligen« (Titel: »A Plague of Saints«) beschäftigt. Er beschreibt darin, wie (aus seiner Sicht zumindest) das allermeiste Unheil, die schlimmsten Grausamkeiten in der Geschichte von Menschen begangen wurden, die felsenfest davon überzeugt waren, »das Gute« zu verkörpern, auf der moralisch überlegenen Seite zu sein. Die somit das heilige Recht hatten (bzw. haben), all die Bösen (moralisch Minderwertigen, Unwürdigen, Unzivilisierten, …, …) zu richten, zu foltern und zu töten. Was sie dann auch ausgiebig taten und sich in der Regel sehr gut dabei fühlten, denn sie waren ja umso mehr die Guten, als sie »die Bösen« (…, …) bekämpften und ausrotteten. Sie waren eins. Damit sie das sein konnten, mussten andere null sein. Das ist im digitalen Zeitalter womöglich noch ausgeprägter, wer weiß …

Leach schlägt in seinem Artikel ein paar Lebensregeln vor, nach denen er versucht zu leben: Entmenschliche niemanden – egal, wie sehr er es aus deiner Sicht auch verdient haben mag. Betrachte dich sebst und alle deine Meinungen stets mit einem gewissen inneren Augenzwinkern. Nimm nichts persönlich, denn die Meinungen Anderer sind nicht auf dich persönlich bezogen. Und sei so ehrlich wie du es irgend sein kannst – ganz besonders mit dir selbst. (…) Die höchste Tugend ist sich nicht als Tugend bewusst. Sie ist die stille Demut, einfach nur zu atmen, einfach am Leben zu sein, und die tiefe dankbare Ehrfurcht vor all den Wundern, die uns umgeben. (…) Lasst uns diese wahre Essenz der Tugend in die Arme schließen – nicht wie eine Ehrenmedaille, die wir stolz vor uns her tragen und die immerfort gelobt wird, sondern als ein Licht, das uns auf unseren ganz eigenen Wegen durch die Dunkelheit leitet.« (meine Übersetzung)

Noch was dazu (10.3.24). Eines meiner wichtigsten Themen (oder Anliegen …) hier ist ja, wieder ganz hier anzukommen – im Körper, in der Welt um uns her – der natürlichen, nicht der mit/auf den vielen Bildschirmen … Der Artikel oben geht ja darum, wie wichtig es der überwältigenden Mehrheit heute ist, in die Pippi-Langstrumpf-Haltung zu kommen und sich dort dauerhaft einzurichten: »Ich mache mir die Welt/so wie sie mir gefällt.« Unsere fixen Ideen (treffender: Hirnfürze) sind heute wichtiger und gültiger als alle »klassischen« Realitäten – wie zum Beispiel Leben und Tod, Männer- und Frauenkörper.

Dies alles ist Teil einer übergeordneten Entwicklung (bzw. einer Art Agenda), die aber in aller Regel unhinterfragt und begeistert aufgegriffen wird, weil sie bestimmte urmenschliche Neigungen für sich instrumentalisieren kann. Das Prinzip der Lawine funktioniert auch hier bestens: »Teilchen« in Bewegung regen andere Teilchen zur Bewegung in die gleiche Richtung an, und wenn diese nicht träge (respektive widerständig) genug sind, die angeregte Bewegung zu verlangsamen oder gar zu stoppen setzt sich das auf weitere Teilchen fort, die wiederum … Schließlich entsteht ab einem Punkt eine Dynamik, eine Wucht, die tatsächlich praktisch unaufhaltsam wird.

Edward Curtin schreibt heute beim »OffGuardian« in seinen Artikel über diesen Kult des Abstrakten, des Körper- und Weltfremden. Der Weg zur Seele geht eben über den Körper, und der Geist ist Teil und Funktion eben davon. Ich weiß, das schlägt (auch) allen ins Gesicht, die so furchtbar spirituell sind und an einen Geist glauben, der völlig unabhängig vom Körper existiert. Da ist sicher »was dran« – doch für mich anders als gemeinhin gedachtLinkshirnisch priorisiert ist allerdings nur diese Erklärung zulässig und möglich.

Und noch ein Nachtrag am 25.4.23. Todd Hayen, der seine Seite »Shrew Views« betreibt und auch bein »OffGuardian« Artikel veröffentlicht, hat heute einen solchen über die inzwischen oft schroffe Reaktion sehr vieler Leute zu Allem veröffenlicht, was diese für »absolute Scheiße« halten (auch »Verschwörungstheorie« genannt). In der Regel ist das alles, was von der offiziellen »Linie« nennenswert abweicht. Ich stimme mit Todd Hayen überein, dass hier auch eine Art Hypnose im Spiel ist. Doch gleichzeitig sehe ich den inzwischen geradezu unglaublichen Narzissmus und die Eitelkeit um mich herum als die wichtigste Dynamik bei dieser Entwicklung. Mir scheint, die allermeisten Leute sind jetzt so sehr von sich überzeugt und vom Gefühl ihrer eigenen Großartigkeit absorbiert, dass da für »Anderes« kaum noch Raum bleibt.

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