Freitag, 21. Juli 2017

Abgas-Skandal? Die ganze Welt funktioniert so!

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Abgas-Skandal? Die ganze Welt funktioniert so!

Seit einiger Zeit schwelt der Abgas-Skandal. Zuerst »erwischte« es VW. Absicht? Pech? Ich enthalte mich hier jedweder Vermutungen.

Dann stellte sich heraus: So gut wie alle mogeln in sehr ähnlicher Weise. Die einen etwas mehr, die anderen etwas weniger. Aber gemogelt wurde und wird überall. Ich hatte mich als Halblaie schon über all die Jahre gefragt, wieso die Gesetze der Physik und der Chemie auf einmal nicht mehr gelten sollten. Oder relativ seien.

Denn auf einmal war alles sauber und kraftvoll. Stimmte. Passte. Wie konnte das sein? Früher gab es Dreckschleudern, heute ist alles sauber. Öko, ja geradezu Bio. Da mussten grandiose technische Durchbrüche dahinter stehen! Und jetzt das …

Doch die ganze Welt funktioniert so. Wir machen uns selbst und uns gegenseitig laufend etwas vor. Ich sehe Elektroautos mit Aufdruck »Zero Emission«. Wie schön! Das wäre vielleicht schon eher so, wenn wir den Strom dafür schon ausschließlich aus erneuerbaren Energien erzeugen würden. Dies ist aber noch längst nicht der Fall. Deshalb: »Zero Emission« an Ort und Stelle, doch weiterhin eine Menge Emissionen woanders, wenn der Strom dafür erzeugt wird.

Und die Herstellung eines solchen Fahrzeugs ist ja auch nicht Zero Emission, und das Recycling der Akkus ist es auch nicht, und die Herstellung der Reifen und der Bremsbeläge ist es auch nicht, …

Das nur ein Beispiel. Was kostet ein neuer Fernseher wirklich? Was die vielen Klamotten, die, heute gekauft, schon Wochen später wieder »out« sind und in der Altkleidersammlung landen? Was macht der Smartphonewahn mit uns, mittel- und langfristig?

All die ökologischen und vor Allem die sozialen und psychischen Folgen unseres Lebensstils sind kein Thema, nirgends. Wir verdrängen sie, machen uns was vor. Wie bequem, dass man jetzt auf die Autokonzerne deuten und im Brustton der Überzeugung sagen kann: »Diese Schweine! Betrüger! Heuchler!«. Toll. Sündenböcke sind so praktisch. Dabei haben die Konzerne nur konsequent das gemacht, was sowieso überall um und in uns geschieht.

Wir machen die Rechnung grundsätzlich ohne den Wirt – sei dieser der Niedergang unserer Welt oder das Leben von Menschen, die in neokolonialen Strukturen um ihr Überleben kämpfen. Oder unsere Seelen, die wir ohne Bedenken längst für das Leben im »Zeitalter der Ermächtigung« in Zahlung gegeben haben – und wir fühlen uns mehrheitlich sauwohl damit. Noch.

Hinter den Kulissen unserer vor Grandiosität platzenden Welt stehen die Wirte Schlange. Und nur ein Teil von ihnen ist in menschlicher Gestalt. Ihre Rechnungen werden mit jedem Tag länger und umfangreicher. Wer wird der Sündenbock sein, wenn sie dann aus dem Hintergrund treten und ihre Forderungen aufzählen werden?

Nachtrag 23.7.17: Habe eben mal wieder in einer anderen(?) Ecke etwas aus berufenerem Munde als meinem gefunden, auf Englisch. Ich finde es beruhigend und tröstend, wenn sich spirituelle Lehrer auch kritisch zu unserem gängigen, »gesunden« Realitätsverständnis äußern. Dann habe ich weniger das Gefühl, mich zu blamieren. Nun, halb so wild – »dazu bin ich hergekommen«.

Nachtrag 24.8.17: Eben habe ich gelesen, dass die Produktion von Nickel, das bei der Herstellung von Akkus für die Elektromobilität eine wichtige Rolle spielt, stark zunehmen wird. Schon heute ist die Produktion von Nickel mit großem Ausstoß von allerlei Giftigem verbunden. Einige Minen wurden deshalb bereits geschlossen – obwohl sich ein stark ansteigender Bedarf nach dem Metall abzeichnet.

Nachtrag 14.9.17: Auf Umwegen kam ich zu einem Artikel von Edward O. Wilson auf der Seite ecobuddhism.org. Den hat er schon vor ca. 20 Jahren veröffentlicht, deshalb finde ihn umso wichtiger: Inzwischen ist der Neoliberalismus die quasireligiöse Ideologie unserer Zeit; es gibt heute, im Gegensatz zu vor zwanzig Jahren, kaum noch Nischen, in die er nicht eingedrungen ist und die Regeln bestimmt. Edward O. Wilson hat ungleich mehr Ahnung von Biologie als ich, deshalb zitiere ich ihn hier, um meine Gedanken zu unterfüttern.

Nachtrag 20.10.17: Vor Kurzem ging es durch die Presse: Die Zahl der Fluginsekten in Deutschland hat stark abgenommen – in den vergangenen 27 Jahren um 76 Prozent. Und diese Ergebnisse wurden in Natur- und Landschaftsschutzgebieten gewonnen, nicht in Gegenden, die landwirtschaftlich genutzt werden. Heute las ich einen Kommentar von George Monbiot vom Guardian zum Thema. Er weist darauf hin, dass es zwei weitere Brennpunkte gibt, neben den bekannten, die aber weitgehend unerwähnt bleiben: Der eine ist die Zerstörung von ganzen Ökosystemen im Meer durch industrialisierte Überfischung und deren Begleiterscheinungen, der andere die Vernichtung nicht-menschlichen Lebens zu Lande durch extensive Landwirtschaft, wobei das Insektensterben quasi die Spitze des Eisberges darstellt. Monbiot sieht diese dramatischen Entwicklungen als noch drängender als die bereits allseits bekannten Probleme, allen voran der Klimakollaps. Das ist nicht nur seine Meinung. Auch die UN warnt inzwischen.

Nachtrag 31.10.17: Eben las ich einen Artikel von Richard Flanagan, einem australischen Romanautor. Er äußert darin seine Besorgnis über das Verschwinden der Wahrheit im Zeitalter von sozialen Medien, von Tech-Konzernen und staatlichen Begehrlichkeiten, aber auch universeller Egozentrik und Selbstdarstellung des Einzelnen. Dort sinniert er auch darüber, was Geschichten für uns bedeuten und welche Art Geschichten uns in die Dunkelheit und welche uns in die Transzendenz führen können. Er greift damit die Themen auf, die auch mich hier beschäftigen, und auch er findest es weitaus wichtiger, kluge und wichtige Fragen zu stellen als Antworten haben zu wollen.

Nachtrag 20.12.17: Mal wieder ein Kommentar von George Monbiot beim Guardian. Er schreibt über die generell sehr subjektive Wahrnehmung der Welt von jedem Einzelnen von uns und denkt weiter darüber nach, wie sich Standards und Maßstäbe zu unserer Mitwelt unhinterfragt immer wieder neu setzen und welch fatale Wirkung sich daraus ergibt. Es geht ihm dabei vor Allem um die anthropozentrische Sicht auf die Welt – eine Sicht, in der der Mensch im Zentrum der Welt, des Universums steht. Das ist praktisch, nur leider ein kolossaler Selbstbetrug. Noch geht der voll auf Kosten unserer Mitbewohner. Das kann sich aber schnell ändern.

Nachtrag 8.1.18: Eben las ich einen Kommentar von Jakob Augstein zum Buch »Fire and Fury« über Donald Trump und seine Entourage im Weißen Haus. Das Buch versteht sich als Enthüllungsbuch, was es sicher auch ist. Selbst wenn manches nicht ganz so stimmt, wie es dort geschildert wird – es bleibt genug, was einen sich verwirrt und entsetzt am Kopf kratzen lässt. Und ja – ich denke, Augstein hat grundsätzlich recht mit seiner Vermutung, dass die Finanz- und Machtelite der USA mit Trump einen für sie überaus nützlichen Idioten an den Schaltstellen der Macht sitzen hat. Mir kommt dazu nur ein Gedanke: Wenn ich mitbekomme, wie schon die weitaus meisten meiner Zeitgenossen »unterwegs« sind – wie ist es dann um die kleine Gruppe derjenigen bestellt, die wirklich die Macht in ihren Händen halten? Meine Phantasie reicht dafür nicht aus.

Nachtrag 1.2.18: Gerade las ich etwas, das ich mir schon gedacht habe: Auch moderne Benzinmotoren emittieren eine Menge Feinstaub, sogar oft noch feineren als Diesel. Und was passiert mit dem Platin, das in den Katalysatoren fast aller Benziner verwendet wird und in kleinen Mengen auch aus dem Auspuff kommt? Nur eine weitere Frage von vielen.

Nachtrag 27.2.18: Nun ist es also durch. Das Bundesverwaltungsgericht hat endgültig entschieden, dass Kommunen Fahrverbote für Dieselautos verhängen dürfen, wenn die Stickoxidwerte in der Luft über ein bestimmtes Maß ansteigen sollten. Damit haben die Besitzer von Dieselfahrzeugen den Schwarzen Peter gezogen. Und die Hersteller weigern sich, eine teure, aber wirkungsvolle »Hardwarelösung« als Nach- und Umrüstung anzubieten.

Das wird böses Blut geben, fürchte ich. Denn das ist das Prinzip »Die letzten beißen die Hunde«. Überall »lungern« ja ähnliche Dinge herum – siehe den vorigen Nachtrag, oder man denke nur an die Entscheidung zum Unkrautvernichter Glyphosat, um nur zwei Beispiele zu nennen. Sorry – ich finde das alles obszön. Grenzenlos obszön. Das wird ein Katalysator für bestimmte Entwicklungen werden. Für welche, das kann ich nur erahnen.

Nachtrag 6.3.18: Auch nach dem Lesen dieses Artikels wird mir noch klarer, dass man ja nun irgendwen verantwortlich machen müsse. Dass aber gerade ältere Diesel mit deutlich geringeren Verbrennungsdrücken arbeiten als neue und dabei halt auch weniger Stickoxide produzieren ist mir als Halblaien schon bekannt. Und die Partikelmenge ist bei ihnen zwar gewichtsanteilmäßig geringer, aber feiner und deshalb lungengängiger – siehe auch den Nachtrag vom 1.2.18 oben.

Nun wird es also voraussichtlich für die kleine Minderheit der Besitzer älterer Diesel Fahrverbote geben – die gleichwohl nicht allzu viel an der Situation ändern werden. Aber es geschieht was. Und die letzten beißen eben die Hunde. Und die wählen dann die AfD, was ich sogar verstehen kann.

Nachtrag 8.3.18: Hier zwei Links zu Sendungen der »Anstalt«, der Kabarettsendung beim ZDF. Die Links werden nicht ewig funktionieren, aber eine ganze Weile. Anfang Dezember letzten Jahres gab es eine Sendung mit Schwerpunkt »Altenpflege«. Ich habe hier auch schon einen Link zu einem Artikel bei »Spiegel Online« zum Thema hinterlassen. Diese Zustände sind aus meiner Sicht ein Skandal, eine Schande für dieses Land, doch wir haben ja andere Prioritäten. Was bedeuten da schon Alte? Und überhaupt – wer nicht (mehr) arbeitet, dem soll es auch nicht gut gehen …

Die Sendung von Ende Februar diesen Jahres hat den Schwerpunkt »Klimakatastrophe«. Mir ist an vielen Stellen das Lachen im Hals stecken geblieben. Denn das, was dort vorgebracht wird, ist in aller Regel sehr gut recherchiert und belegt. »Natürlich sind wir für Ökologie. Jetzt müssen wir aber los. Gib Gas, Junge!«

Nachtrag 9.3.18: Eben las ich einen Kommentar von Jan Fleischhauer zu den drohenden Fahrverboten für Diesel auf »Spiegel Online«. Ich weiß, er teilt gerne aus und auch, wo er politisch steht. Trotzdem finde ich seine Gedanken dazu lesenswert.

Noch was: Seit die VR China keine Plastikabfälle aus Deutschland mehr annimmt, werden nun bis zu 70 Prozent des Kunststoffabfalls verbrannt. Toll! Selbstbetrug mit System. Überall. Business as usual.

Nachtrag 15.3.18: Wenn es einen Stoff gibt, der das Überlegenheitsgefühl des Menschen über die Natur perfekt verkörpert, dann ist es Plastik. Es ist so etwas wie die Materialisierung des Triumphes menschlichen Willens schlechthin. Und so wie dieses Bewusstsein des Triumphes sich weltweit durchgesetzt hat, so ist auch Plastik in Form von Mikroplastik inzwischen weltweit so gut wie überall zu finden: im Wasser, in der Luft, im Boden. Ob was dagegen getan wird außer punktuellen kleinen Entscheidungen wie dem Verbot von »Microbeads«? Bis auf Weiteres sehr unwahrscheinlich. Wer mag, kann das auch hier beim Guardian nachlesen.

Nachtrag 18.5.18: Eben habe ich mir die »Anstalt« vom 24.4.18 angeschaut: Das Prinzip »Lügen und Täuschen« betrifft auch das deutsche »Jobwunder«. Ich selbst habe sehr ambivalente Erinnerungen an meine Kontakte mit den Jobcentern. Darüber will ich mich jedoch an dieser Stelle nicht äußern. Nur so viel: Das, was in der Kabarettsendung gezeigt wird, mag satirisch überspitzt sein. Doch leider trifft es grundsätzlich den Punkt. Wie immer sind die Behauptungen der »Anstalt« gut belegt – zu jeder Sendung gibt es eine Faktenseite.

Nachtrag 7.12.18: Zu Jan Fleischhauer vom Spiegel habe ich ein ambivalentes Verhältnis. Ich weiß, wo er politisch steht und dass er gerne austeilt – vor Allem nach links. Was er heute in seinem Kommentar schreibt, weist jedoch in eine sehr ähnliche Richtung wie das, was ich oben angesprochen hatte.

Nachtrag 2.8.19: Eben las ich auf »Spiegel Online« einen Essay von Thomas Fischer, dessen Tenor in die gleiche Richtung geht wie meine Gedanken hier: Der elegante Trickser und Mogler wird bewundert, der Betrüger, der so dumm ist, sich erwischen zu lassen, wird verachtet. »Du kannst andere übers Ohr hauen, dir Vorteile verschaffen, dann bist du der Star. Wenn du dich aber erwischen lässt, dann bist du das Arschloch.« So etwa könnte diese Doppelmoral auf den Punkt gebracht werden. Thomas Fischer kann das besser formulieren. Unbedingt lesen!

Was ganz Pragmatisches, am 15.8.19: Ja, das Neue ist immer besser als das Alte, oder? Anbieter von Elektrogeräten haben einen Wettlauf um das sparsamste Gerät begonnen, der den Anreiz zum Neukauf weiter anfeuert. Das ist für sich allein zwar ein guter Ansatz, weniger Energie zu verbrauchen. Doch wer ein noch funktionierendes Haushaltsgerät alleine aus diesem Grund durch ein neues ersetzt, sitzt einem Mythos auf: Bis sich der Kauf auch finanziell durch die Stromersparnis (oder auch Wasserersparnis) amortisiert hat, können zum Teil mehrere Jahrzehnte vergehen – siehe ein Artikel dazu auf »Spiegel Online«.

Etwas zum Thema, das eher indirekt damit zu tun hat (5.9.19): Bei der hartnäckigen Suche nach dem »perfekten« Lügendetektor geht es weniger um die Wahrheit, sondern um Machtinteressen. Eigentlich ein alter Hut, oder?

Auch hier zeigt sich, dass vieles an der Oberfläche sich geändert haben mag, darunter aber eher wenig (15.11.19): Anlässlich eines Vorstoßes der FDP (interessant, nicht?) soll ab 2020 die Vorschrift abgeschafft werden, dass sexuell aktive schwule und Trans-Menschen kein Blut spenden dürfen. Enrico Ippolito hat dazu einen sehr persönlichen Kommentar bei »Spiegel Online« geschrieben. Auch wenn sich sicher Etliches geändert hat – die Firnis ist dünn. Sollten sich die Verhältnisse ändern, könnte es sich schnell erweisen, dass das, was darunter liegt, nach wie vor gültig ist … Das zeigt sich auch in einer Entscheidung des Zahlungsdienstleisters Paypal, ab sofort keine Zahlungen mehr durchzuführen, die im Zusammenhang mit sexuellen Dienstleistungen stehen. Toll, nicht? Ach, sind wir alle locker …

Gerade (25.11.19)  las ich einen Kommentar bei »Spiegel Online« über die Stromerzeugung mit Braunkohle hierzulande, die für einen großen Teil der CO2-Emissionen, aber auch viele Umweltschäden verantwortlich ist. Es gibt offenbar von Seiten der Industrie überhaupt kein Interesse, sich am Klimaschutz zu beteiligen.

Und dazu passt leider auch ein Trend, der seit einigen Jahren immer stärker zu werden scheint: Der Ausbau der Windkraft versackt zunehmend in einer Mischung aus behördlicher Kleinlichkeit und Klagewut von Seiten der Bürger – eine toxische Mischung nicht nur für die Windenergie. Dazu ein Artikel von »Spiegel Online« (30.11.19), in dem es darum geht, wie viel die Windenergie inzwischen zum Energiemix hierzulande beiträgt.

Noch ein Artikel bei »Spiegel Online« zum Thema (1.12.19). »Gewachsenes ökologisches Bewusstsein bei vielen?« Dazu äußerst sich der Ökonom Niko Paech sehr skeptisch. Bei aller Zustimmung meinerseits, dass vor Allem junge Leute Freitags fürs Klima auf die Straße gehen – ich sehe bei der überwältigenden Mehrheit dort das Gleiche wie im Fall der Demos »Wir sind 99 Prozent«: Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass wir so weiterkommen. Denn mit dem gleichen Bewusstsein, der gleichen Sicht auf die Welt, die die Probleme geschaffen hat, wird jetzt dagegen demonstriert. Was soll, was wird das bringen?

Was dröge Dezember-Nachmittage (der 1. Advent – 1.12.19) so alles zu Tage fördern … Eben sah ich auf dem Comedy-Youtube-Kanal der ARD »Nuhr Wissenswertes vom 14. November 2019«. Das ist eine satirisch-kabarettistische Sendung, in der auf humorvoll böse und politisch unkorrekte Weise Dinge gesagt werden, die so selten zur Sprache kommen. Denn es gibt inzwischen einen besonderen gesellschaftlichen Konsens, wie viele Dinge gesehen und benannt werden, die niemand wahrhaben will. Das war natürlich schon immer so, siehe meinen Hauptbeitrag ganz oben, und Vieles ist hier natürlich satirisch überspitzt. Doch wir sind damit inzwischen auf einem Niveau angelangt, das ich mehr als besorgniserregend finde. Denn wir haben den Schritt von der Realitätsblindheit zur gezielten Realitätsverleugnung gemacht. Ersteres ist mehr eine Unfähigkeit, eine Blindheit oder Verblendung, letzteres ein halbbewusstes, wahnhaftes Verhalten. Wenn wir so weitermachen, wird schon sehr bald Realsatire sein, was heute nur ein böse-humorvoller Seitenhieb von Herrn Nuhr ist, um bestimmte (ungesunde) Entwicklungen auf den Punkt zu bringen: »Uns fehlt zunehmend die Fähigkeit zur realistischen Weltwahrnehmung. Das muss Bildung in Zukunft leisten.« Dem kann ich nur zustimmen. Doch in einer Welt, in der inzwischen immer mehr Menschen an dem Punkt kommen »Was Realität ist, bestimme ich!« wird so etwas weder gebraucht noch gewünscht.

Ist das ein Menetekel? Die verheerenden Waldbrände in Südostaustralien haben in manchen Gegenden zu einer Art lokalen Apokalypse geführt. Und es ist noch kein Ende abzusehen. (3.1.20)

»Wir leben in der besten aller Zeiten!« Ja, wenn man Berufsoptimist ist wie zum Beispiel Herr Steven Pinker, dann ist das die einzig mögliche Schlussfolgerung. Aber auch die entgegengesetzte Sicht der Dinge trifft den Punkt nicht, ist genauso irreführender, die Dinge vernebelnder Quatsch. Doch es gibt Entwicklungen, die bei allen auch zu nennenden neuen Möglichkeiten leider nur zu menschlich sind: Die fixen Ideen, die wir anbeten, werden uns schließlich verschlingen. Weltweit werden inzwischen emanzipatorische und demokratische Entwicklungen zurückgedreht, die die vergangenen Jahrzehnte geprägt haben. Denn viele Menschen mit einer überwiegend totalitären Weltsicht haben gemeinhin weniger Skrupel, wenn es um die Durchsetzung dessen geht, was sie für richtig und »natürlich« halten. Dabei sind Frauen und alle im weitesten Sinne »weiblich« konnotierten ganz besonders betroffen – siehe diesen Artikel bei »Spiegel Online«, am 4.3.20.

Welche Rolle all diese Dinge bei der derzeitigen »Corona-Krise« spielen, kann ich schwer abschätzen. Ich denke aber, eine große. Eben (18.3.20) las ich einen Kommentar von Nils Minkmar bei »Spiegel Online« über seine Enttäuschung über Europa. Das sehe ich sehr ähnlich wie er und habe dem nichts hinzuzufügen.

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