Mittwoch, 2. Februar 2022

»Das ist keine These.«

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»Das ist keine These.«

Nein. Keine These ist möglich, nirgends. Denn man weiß es ganz sicher: Wer Thesen (oder Theorien, gar Verschwörungstheorien …!) aufstellt, ist Antisemit! Wie ich darauf komme? Nun, am 26.1.22 war auch ich mal in der Innenstadt. Es war ja der Tag, an dem die ersten »Sondierungsgespräche« zur Einführung einer allgemeinen Impfpflicht im Bundestag stattfanden.

Die Innenstadt um den Reichstag herum war mit massiver Polizeipräsenz weiträumig abgesperrt. Und außer einer winzigen Kundgebung von höchstens 50 Leuten im Lustgarten gegenüber dem neuen, superteuren Schloss, von etwa ebenso vielen Polizisten gelangweilt beobachtet – überall nur Polizei, und meist junge Passanten, viele von ihnen mit Masken und Starbucks-Bechern in der Hand.

Und dazwischen ein paar »Spaziergänger« – verstreute Grüppchen meist Älterer über 50 von vielleicht sechs, sieben, maximal zehn Leuten. Hier und da auch Einzelpersonen wie ich, die wohl auch dazu gehörten. Wie ich später las, sollen etwa 1.600 Polizeibeamte im Einsatz gewesen sein. Kurzum, ich kann meinen Eindruck in einem Satz zusammenfassen: Die Polizei war die Demo. Eine Machtdemonstration, bei der auch der inzwischen offenbar schon obligatorische kreisende Polizeihubschrauber nicht fehlen durfte.

Also eine würdige Demo für diesen Tag, als »Drumherum« für den Bundestag und die ersten Sondierungen für die geplante Impfpflicht für Alle – die wohl demnächst kommen wird. Die große Mehrheit sowohl im Bundestag als auch im Volk will sie. Sicherheit geht in diesem Land ja immer vor. Egal, ob es sich um »die Pandemie« oder um das Fahren mit Fahrradhelm handelt. Konrad Adenauers Spruch »Keine Experimente!« gilt in modernem Gewand auch heute noch. Das Kreative, Lebendige wird zwar pausenlos offiziell beschworen, doch erbarmungslos plattgemacht, sobald es mehr als ein Lippenbekenntnis ist.

Damit sind wir wieder mitten im »besten Deutschland aller Zeiten«. Ein lockeres, lebendiges und waches Land mit einem breiten demokratischen Diskurs und einem Herz für Minderheiten. Nicht zu vergessen der engagierte und unablässige Kampf gegen Rechtsextreme, gegen Antisemitismus und Holocaust-Leugner. Wir haben aus der Nazizeit so viel gelernt! Und wir handeln entsprechend. Wehe, jemand stellt das auch nur ansatzweise in Frage!

Nun, an diesem für das beste Deutschland aller Zeiten so wichtigen Tag mit den Vorbereitungen zur allgemeinen Impfpflicht und der genannten Großdemo auf Kosten der Steuerzahler fuhr ich schließlich ein wenig durchgefroren zurück nach Hause. Am Alex hatte ich Rot an der Ampel, und da ich mich meistens an die Verkehrsregeln halte stoppte ich, fast direkt neben einem Stromkasten mit Werbeplakaten.

Erst wollte ich bei Grün schon weiterfahren, stellte dann aber doch das Rad ab und lief die paar Meter zurück. Da hatte ich eben was gesehen, das wollte ich mir aus der Nähe anschauen. Mein erster Gedanke war: Das ist Satire! Inzwischen sind ja auch diverse Kulturveranstaltungen wieder möglich, auch Kabaretts, jedoch nur für »Geimpfte« und »Genesene«. Letztere schauen aber nun mehrheitlich sprichwörtlich in die Röhre, denn ihr Status wurde kürzlich ja per Dekret vorzeitig auf »Ungeimpft« zurückgesetzt.

Da auf dem Plakat stand: »Das ist Antisemitismus. Und keine These.« Doch welche These? Meine Augen huschten über das Plakat, doch ich fand keine. Die besagte These wurde nicht genannt. Stattdessen unten rechts das Logo von »Berlin gegen Gewalt«. Oben drüber ein Bild einer Schulklasse oder eines Hörsaals, das die Schüler oder Studenten von hinten zeigte und vorne einen Lehrer oder Dozenten, der mit einer nichtssagenden Geste in Richtung der Zuhörenden zu sehen war. Sein Kopf war jedoch nicht zu sehen, das Bild dort abgeschnitten. Nun, was sollte das alles sein? Es erschloss sich mir nicht. So machte ich ein Foto, um später weiter recherchieren zu können. Da stand nämlich auch eine Internetadresse drauf. Die wollte ich dann zu Hause im Warmen mal nachschauen.

Insgeheim dachte ich immer noch an eine Kunstaktion, ja fühle mich sogar auf die Schippe genommen. Wieso sollten Thesen »einfach so« antisemitisch sein? Hätte der Dozent ohne Kopf(!?) zum Beispiel einen Hitlergruß gezeigt, so wäre mir das mit dem Antisemitismus verständlich gewesen. Aber so? Das muss sich doch erst rausstellen; deshalb debattiert man doch. Nun, so sehe ich das, immer noch. Aber die Political Correctness, der »Konsens« …? Ja, ich weiß. Ich bin altmodisch, irgendwie aus der Zeit gefallen. So was wie ein lebender Anachronismus, der im Meer des unbedingten Wissens und Könnens, somit der Gier nach weiterer Ermächtigung, gegen das Ertrinken ankämpft.

Zu Hause erst mal aufgewärmt. Meine Nachbarin hatte mich zudem noch auf eine Tasse Kaffee eingeladen, was mein Aufwärmen beschleunigte. Danach wollte ich dann aber doch mal wissen, ob das mit dem Plakat Satire oder gar Verarschung war. Denn nach wie vor war ich darüber ratlos. Ich tippte also die Adresse, die ich auf meinem Foto sah ein und kam tatsächlich auf eine Seite der Stadt Berlin. Aha, und dort ein Stück weiter unten gab es einen Link zu einer Kampagne gegen die Diskriminierung von Muslimen und dann noch weiter unten eine gegen Antisemitismus.

Ich klickte drauf, und … Bingo! Da war das Motiv, das ich gesehen und fotografiert hatte. Und noch drei Weitere: »Das ist Antisemitismus. Und kein Reim.« Nun, welcher Reim? Das stand nicht dabei. Auch kein Beispiel dafür. Das nächste Motiv lautet »Das ist Antisemitismus. Und kein Streit.« Ach so? Wieso wissen die das denn schon vorher? Im Umkehrschluss ist also jeder Streit potentiell Antisemitismus. Und es geht weiter: »Das ist Antisemitismus. Und kein Witz.« Wieder kein Beispiel. Nicht mal eine Andeutung. Judenfeindliche Witze … Die letzten Witze, die ich als judenfeindlich erinnere sind lange her. Da war ich noch ein Jugendlicher. Wirklich lange her!

Und die Witze, die ich seitdem gehört und die überhaupt mit Judentum oder jüdischem Leben zu tun hatten waren von Juden selbst – mit diesem unvergleichlichen Humor, der sich auch selbst auf die Schippe nimmt, oft sehr tiefsinnig ist und weit über das Thema jüdische Religion hinausweist. Ja, sicher gibt es irgendwo antijüdische Witze. Wären die jedoch ein allgemeines Thema, wäre mir sicher längst wieder einer untergekommen. Auch hier verwundertes Stirnrunzeln meinerseits.

Mir drängt sich geradezu auf: Alles, was nicht eindeutig wie ein Schüssel ins Schloss unseres ungemein breiten Debattenraums passt, ist verdächtig: Thesen. Streit bzw. Debatten. Witze. Reime. In einem Land, das seine Offenheit, Toleranz und Geschichtskompetenz wie eine Bundeslade vor sich herträgt. Und das vor Kurzem zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz eine weitere Plakataktion gestartet hat: »#every name counts – Gegen das Vergessen«. Vorbildlich. Das beste Deutschland aller Zeiten eben. Nun, wer bis hierher gelesen hat und nicht versteht, warum ich da überhaupt ein Problem sehe, dem möchte ich noch zwei kleine Beispiele bringen.

Ich weiß, das wird nicht überzeugen. In einer Zeit, in der überall Rechtsextreme aus ihren Löchern kommen und die Straßen ohne Masken(!!) unsicher machen, wo Nazis ganz offen zum »Sturm auf den Reichstag« ansetzen und »Corona-Leugner« Menschen hinrichten, da ist es nur recht und billig, dass sich die Mehrheit der Gerechten auf ihr Notwehrrecht berufen kann, wenn der Staat es nicht schafft, gegen so was vorzugehen. Immerhin haben ja inzwischen die Bürgermeister von zwei deutschen Städten Polizeigewalt bis hin zum Schusswaffengebrauch abgesegnet, da die »Spaziergänger« durch ihr Verhalten den Tod unschuldiger Menschen provozieren, weil sie sich ohne Masken und ausreichenden Abstand im Freien aufhalten. Doch zurück zum Thema Antisemitismus.

Also, Beispiel eins: Die Berliner Künstlerin Monica Felgendreher hatte den (geplanten) Beitrag der jüdischen Holocaust-Überlebenden Vera Sharav für die Kundgebung auf der großen Demo am 23. Januar in Brüssel auf Deutsch übersetzt. Dieser Vortrag konnte aber dort nicht gehalten werden: Als eine größere Gruppe Schwarzvermummter dort in Brüssel Randale machte, Schaufenster einschlug und Autos demolierte, war das für die Polizei der Vorwand, die sehr große Demo vor der geplanten Kundgebung aufzulösen. Der Beitrag von Frau Sharav wurde aber dann behelfsmäßig in einem Brüsseler Restaurant aufgezeichnet und landete so doch noch im Original im Netz.

Diese Übersetzung der mahnenden Worte von Vera Sharav wollte Monica Felgendreher am 26.1. auf einer kleinen Demo vor dem Hauptstadtstudio der ARD hier in Berlin über ein Megaphon vortragen. Sie hatte sich zudem ein Plakat mit einem Zitat von Vera Sharav umgehängt. Nachdem es schon vor ihren Vortrag zu ein paar hitzigen Debatten zwischen ihr und anwesenden Journalisten gekommen war, wurde sie unmittelbar nachdem sie angefangen hatte verhaftet.

Der Vorwurf: Sie relativiere, ja leugne gewissermaßen indirekt den Holocaust. Es werde Strafanzeige gestellt, hieß es. So was ist ja hierzulande ein Straftatbestand. Bin gespannt, wie das weitergehen wird.

Der andere Fall liegt schon gute 3 Wochen zurück. Da hatte ein junger Mann (bzw. ein Jugendlicher von 17 Jahren) in München ein Plakat auf einer angemeldeten Demo dabei, auf das er ein Zitat von Henryk M. Broder geschrieben hatte: »Wenn ihr euch fragt, wie es damals passieren konnte: weil sie damals so waren, wie ihr heute seid.« Daraufhin wurde er verhaftet. Man schlug ihn zwar nicht zusammen, doch er wurde offenbar nicht gerade freundlich behandelt.

Schließlich durfte sein Vater ihn bei der Polizei abholen. Er war ja noch minderjährig. Auf Umwegen erfuhr Henryk M. Broder davon, setzte sich mit der Familie und dem Sohn in Verbindung und hörte sich die ganze Geschichte entsetzt an. Und dann ging er zur Polizei und erstattete Anzeige gegen sich selbst: »Ich habe mich selbst angezeigt, wegen Beleidigung, Volksverhetzung und was da alles noch sein könnte. Wie schon gesagt, ich werde es nicht hinnehmen, dass ein 17-Jähriger für etwas büßen soll, für das ich verantwortlich bin.«

Auch hier bin ich gespannt, was daraus werden wird. Das alles ist keine These. Das ist wirklich im besten Deutschland aller Zeiten passiert und steht stellvertretend für eine Atmosphäre, die mir zwar noch keine schlaflosen Nächte bereitet, doch bereits kalte Schauder den Rücken runter jagt …

Nachtrag 2.2.22 – Eben fand ich über multipolar-magazin.de den Link zu einem Artikel, der gut als Ergänzung passt. Darin geht es um die Umwertung der demokratischen Diskussionskultur, eines Herzstückes der Demokratie (nun, aus meiner bescheidenen Sicht natürlich), in etwas Gefährliches, zu Bekämpfendes. Genau das versuche ich hier auch zu verdeutlichen. Und da es sich um eine »offizielle« Verlautbarung handelt (immerhin des Senates von Berlin), ist das aus meiner Sicht durchaus ernst zu nehmen – mehr als meine Geistesfürze hier. In diesem Zusammenhang auch lesens- bzw. hörenswert ist der Link zu apolut in den Kommentaren unten.

Antisemitismus – das scheint die Keule, das Totschlagargument zu werden. Heute (3.2.22) fand ich einen Artikel von Sascha Lobo, der ja viel für »Spiegel Online« schreibt, in dem er, um es kurz zu fassen, letztlich (fast) überall Antisemitismus sieht. Vor Allem aber sei es handfester Antisemitismus, den Staat Israel (genauer: dessen Regierung und deren Politik) zu kritisieren. Daher sei etwa auch Amnesty International im Grunde eine antisemitische Organisation, denn die tue »so was«: »Wer für Amnesty International spendet, fördert auch die antisemitische Sache.« Sorry, aber dazu fällt mir nix mehr ein.

Eben (9.2.22) las ich ein Interview mit Kees van der Pijl zu seinem Buch »Die belagerte Welt«. Darin wird die Vielschichtigkeit der derzeitigen Krise thematisiert, und dass es natürlich (auch) Handelnde auf »höchster Ebene«, also der Weltoligarchie gibt. Doch ohne unser Aller Mitmachen, ja mehr oder weniger explizitem Einverständnis würde dieser Krieg nicht funktionieren. Es sei ein zunehmender Extremismus der Mitte, meint van der Pijl, der den hauptsächlichen »Brennstoff«, das (Haupt-)Antriebsmoment dafür liefere: »Mittlerweile ist im Rahmen der Angstpolitik nicht mehr erlaubt, von der vorgeschriebenen Wirklichkeit abzuweichen. Gesellschaftskritische Ansätze werden als Verschwörungstheorie diskreditiert. Fragen sind nicht erlaubt, Debatte ist ausgeschlossen, sonst könnte die vorgeschriebene Wirklichkeit zusammenbrechen. Denn zur gleichen Zeit nimmt unsere Fähigkeit, die realen Verhältnisse hinter der vorgeschriebenen Wirklichkeit zu erkennen, ständig ab – damit auch die Möglichkeiten, Realität und ideologische Täuschung in ihren Wechselwirkungen zu analysieren. Das ist das Muster: keine Diskussion bitte!« Wobei ich heute nur noch selten ein »Bitte« wahrnehme. Man fährt dem Andersdenkenden in der Regel rüde übers Maul, er habe kein Recht, sich zu äußern, weil … er Nazi, xxx-Leugner und was weiß ich noch alles sei.

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22 Kommentare zu »»Das ist keine These.««

  1. Lies den mal, wenn du magst.
    Und schreib mir ob dir daran etwas auffällt. https://apolut.net/die-dummheit-der-massen-von-ruediger-lenz/

    Ich finde es passt ganz gut, oder auch nicht hier rein.
    Ich hab ihn bei *Dennis* zu erst vernommen.

  2. Danke für den Hinweis! Ja, das habe ich mir vorhin auch angehört – war bei apolut und fand diesen neuen Artikel. Manches von Rüdiger Lenz fand ich in der Vergangenheit zu pathetisch, doch dieser Beitrag ist für mich mal wieder »auf den Punkt«.
    Und ja, ich fürchte auch, die überwältigende Mehrheit wird alles, aber auch wirklich alles mitmachen. Wieder mal. Das wird sich für die allermeisten gut und richtig anfühlen.
    Es ist eine bestimmte Form von Dummheit (oder Ignoranz?), die ab einem gewissen Punkt keiner vernünftigen Kommunikation mehr zugänglich ist. Anselm Lenz zitiert dazu Bonhoeffer. Dies hat offenbar wenig mit »Intelligenz« zu tun, denn ich muss leider immer wieder feststellen, dass gerade viele studierte Leute aus meinem Bekannten- und Freundeskreis ihre »Intelligenz« nicht nutzen, um sich aufdrängende Fragen zu stellen, sondern im Gegenteil, um diesen Irrsinn zu rationalisieren.
    Mir ging und geht es hier darum, mal ein Beispiel dafür zu zeigen, wie ganz »offiziell« und offen eine Diskussionskultur nicht gefördert, sondern als gefährlich und »irre« dargestellt wird …

  3. Ja, Claus, aber darauf wollte ich nicht hinaus.
    Es ging mir eigentlich nur um das, was dort gleich im ersten Absatz kolportiert wird:
    „Es geht um diesen ersten Absatz hier:“Der gesetzestreue fromme Wähler ist eine größere Bedrohung für die Menschlichkeit als der zügelloseste Gras rauchende Hippie. Warum? Weil der Hippie bereit ist, andere frei sein zu lassen und der brave Bürger nicht. Der Schaden an der Gesellschaft durch schlechtes Benehmen und niedere Moral Einzelner ist nichts gegen den Schaden, den selbstgerechte Gewalt verübt, im Namen des Gesetzes …“

    Wenn du es bemerkst ist gut, wenn nicht, erkläre ich dir gerne warum ich wirklich so darauf angesprungen bin.

  4. Ja, das sehe ich sehr ähnlich – vorausgesetzt, »der Gras rauchende Hippie« gönnt anderen wirklich das, was sie aus ihrem Leben machen. »Die Gerechten«, die die Moral und »die Wahrheit« auf ihrer Seite wähnen, glauben das Recht zu haben, notfalls das Leben dieser »Wertlosen« und »Gefährlichen« zu beenden, wenn sie das für richtig erachten.

    Bestimmt kennst Du solche Sprüche auch noch: »So was wie dich hätte man damals an die Wand gestellt (oder ins Gas geschickt …)« – ausgesprochen mit dem unbedingten Gefühl: Wenn man den Krieg nicht verloren hätte (durch hinterhältigen Verrat!), dann würde man heute endlich mal richtig »aufräumen« können …

  5. Ja, klar, das war Gang und gäbe noch bis in die 70er hinein.
    Es ging mir aber um die Sichtweise des Autors, was die m.E. ganz klare Diskreditierung des Hippies betrifft.
    So, von wegen der „niederen Moral und dem schlechten Benehmen.“b das ihm ja quasi unterstellt wird.
    Sehe ich das nur so, spinn ich jetzt, oder ist das was dran?

  6. Nun, ich finde das von Anselm Lenz zwar etwas flapsig ausgedrückt, doch nicht als Abwertung der Hippies.

    Hippies waren damals, also Ende der sechziger bis etwa Mitte der siebziger Jahre, als Hippietum »aktuell« war, in der Tat nicht sonderlich beliebt, wenn ich mich recht erinnere. Bestimmt ist Dir ja auch noch die Bezeichnung »Gammler« für die ersten Langhaarigen, nicht »gesellschaftskonformen« jungen Leute (hier vor allem Männer!) geläufig. Dieser Begriff, der meiner Erinnerung nach Mitte der sechziger Jahre aufkam, sagt viel über die Gesinnung der (damaligen) Gesellschaft. Heute, im Zeitalter der stolzen neoliberalen Selbstausbeutung, geht diese unterschwellige Wut woanders hin: Vor ein paar Jahren waren es die Arbeitslosen, die die Versager, die Loser schlechthin waren …

  7. Ja, aber der Text kommt ja von der vermeintlich guten Seite…und genau das ist eben was ich meine.

  8. hej, bitte beachtet die wichtigkeit der recherche; ruediger ist nicht anselm…

  9. Ja, es ist wichtig, auch bei Beiträgen von der »guten Seite« nachdenklich zu bleiben. Ich deutete ja schon an, dass Anselm Lenz‘ frühere Beiträge bei mir zuweilen Kopfschütteln ausgelöst haben. Und nicht nur die von ihm. Da ist aus meiner Sicht eindeutig auch auf »unserer« Seite die Gefahr, sich zu verzetteln und auf »Nebenschauplätzen« zu verausgaben – womöglich durchaus gewollt und unterstützt von unseren Gegnern …

    Vor Allem sehe ich die Gefahr, ohne es zu merken nach den Spielregeln und Deutungshoheiten der »anderen Seite« zu agieren. Es bedeutet praktisch, auch gedanklich in deren Sichtweise der Dinge hineingesogen zu werden – nach und nach, schleichend. Und ehe wir uns versehen, bewegen wir uns endlos im Kreis, gedanklich an deren Leine, und wundern uns, warum wir eine Bauchlandung hinlegen.

  10. Oh ja, stimmt! Ist leicht durcheinander zu bringen. Danke für den Hinweis.

  11. Das spielt keine Rolle,welcher Lenz es nun war…;-))
    „Apolut“ zählt ja wohl zu den kritischen Apologeten!
    Und für mich zählt ein *Hippie“ immer noch zu den Symphatischsten Spezies überhaupt!

  12. Ja, das mit der »Verwechslung der Lenze« lässt mich zwar über mich selbst schmunzeln, spielt aber in der Tat für die Sache mit den Hippies keine Rolle. Und ich kann für mich sagen, dass mich die Hippie-Bewegung von ihren Grundideen her stark beeinflusst hat. Dieser Krieg, diese PsyOP, die wir gerade weltweit erleben, ist aus meiner Sicht genau genommen der Versuch, das, was die Hippie-Bewegung damals angemahnt hat endgültig zu beseitigen: unsere Menschlichkeit.

  13. Genau so verhält sich das.
    Danke Claus….
    Aber…worauf ich eigentlich mit meinem Eintrag hinaus wollte, ist, das eben m.E. diese „kritischen Leute“, die hier in vorderster Front für uns kämpfen, eben gar nicht wirklich freiheitliche Interessen vertreten.
    Sondern auch aus dem neoliberalen oder gar rechten Spektrum kommen, sondern eben auch ihre eigene Agenda, die sich doch sehr wohl von dem Sinne der 68er unterscheidet.
    Die wollen das alte System wieder haben…nichts weiter.
    Das ist mein Einschätzung dazu.

  14. Ja, da sprichst Du was Wichtiges an. Das fällt auch mir auf, und ich habe keine Antworten, geschweige denn eine Lösung dafür. Etliche Leute, die zwar grundsätzlich kritisch eingestellt sind und auch merken, dass wir hier alle nach Strich und Faden verarscht werden gehören dennoch zur »anderen Seite«: Sie vertreten, ja verkörpern die neoliberalen Ideale, haben eine stramm neoliberale Weltsicht. Etwas platt gesagt sind sie zwar von dem, was seit zwei Jahren passiert abgenervt, doch für eine technokratisch-transhumanistische »Neue Weltordnung« durchaus aufgeschlossen …

  15. Ja, aber das trifft es nicht so ganz.
    Reitschuster, Kaiser, Ludwig, Haintz wie viele Andere auch sind schon mehr als angenervt.
    Ich glaube auch nicht, das sie die Transhumanistische Agenda gut finden.
    Sie wollen eher die freie Marktwirtschaft, keine Maßnahmen und keine Reduktion und Sterilisierung der Menschheit per Impfzwang.
    Die wollen weiterhin Wachstum und Profit und ihren Konsum.
    Ihren Urlaub auf Sylt und in der Karibik und kein Genozid, einfach weil sie Gutmenschen sind, also Weicheier…für Frieden und Wachstum…..diese Nummer halt.

  16. Ich kann hier nur über die Leute sprechen, die ich direkt und persönlich erlebt habe. Was die Leute betrifft, die Du erwähnst, so kenne ich sie nur mittelbar, also über ihre Artikel, Videos und Interviews im Netz. Da will und kann ich mir keinerlei Urteil erlauben.

    Ja, vielleicht wollen sie wirklich ihren Urlaub auf Sylt und anderswo. Sei’s drum. Ich schätze ihr Engagement, ohne irgendwas über sie als Menschen sagen zu können und zu wollen. Vielleicht wäre mir der Eine oder Andere von ihnen sogar unsympathisch, wenn ich ihn persönlich kennenlernen würde. Im Moment brauchen wir alle, die ihre Stimme gegen diesen Wahnsinn erheben. Streiten können wir uns nachher immer noch.

  17. Ich habe mal eine kleine Liste von Dingen bereitgestellt die jeder freiheitsliebende Mensch unbedingt befolgen sollte.
    Manches ist von sehr persönlichen Erfahrungen gekennzeichnet, spielt aber im Großen und Ganzen kaum eine Rolle.

    1 Euro Blog 5G Selfies und Smartphones
    Aktien Atomkraftwerke und Bomben
    Amadeu-Antonio-Stiftung Angry birds
    Amazon Apple Microsoft
    Anschnallen Antifa Abmahnanwälte
    Atlantic Council Überbevölkerung
    Ausgestopfte Tiere und Tiertrophäen
    Austeritätspolitik Präventive Überwachun
    Ayn Rand Akamai und die Atlantikbrücke
    Ballett Boxen Benies und Wrestling
    Berlin Besitzstandswahrung Bilderberger
    Bertelsmann und Black Rock und Betano
    Bitcoins Blockchain und Beniparkplätze
    Briefmarkensammler und Baseballkappen
    Bügeln Bettwanzen Bellingcat
    Cachimashi ICANN INSM ISIS
    Cancel Culture CHIO Pferdesport
    CBDC CFR CEE Etoro Fox News
    Coronamaßnahmen Carry On Großstädte
    Covinform Callcenter Cheerleader Chopper
    Dagi Bee Dieter Nuhr Deutsches Liedgut
    Daniel Küblböck und Die Koch Brüder
    Das Ermächtigungsgesetz D Max Leute
    Das Geräusch von Flip Flops
    Den Piepton beim Rückwärtsfahren
    Denkmäler Die Systemmedien Dunja Hayali
    Der militärisch-industrielle Komplex
    Die 1 Prozent DUH und die Diakonie
    Die Ehe nicht nur die für alle
    Die EU und deren Funktionselite
    Die Kardashians Kylie Jenner
    Die Weisshelme Fahrradhelme
    Drück Glück Deutsche und Marschmusik
    E Mobilität Esri Tsa T Systems
    Eisenbahnfans und Eisbären
    Elvis und eingefärbtes Essen
    Facebook Fußball Faule Ausreden
    Fasching Karneval und dgl
    Feuerwerk und Räucherstäbchen Flip flops
    Flaggen und Fähnchen Frauen die Trommeln
    Foxconn Finfisher Finanzspekulationen
    Frömmler und Kirchen
    Geplante Obsoleszenz Diesen Glööckler
    Glücksspiele Gendern und Genderstudies
    Google sowie die Adlaten Alphabet
    Harry Potter Gutmenschen
    Haustiere Hooligans Hyperino
    Helene Fischer Xavier Naidoo
    Herzchen im Profilbild und Hüte
    Influencer Inkasso Firmen und Elsevier
    Kapitalismus Kalender Konsum EZB
    Kopfbedeckungen Halloween Las Vegas
    Kosmetik Kravatten und Anzüge
    KPMG Ernst Young Pricewaterhouse Coop
    Kreisel und Kaptchas Knopf im Ohr
    Laute Bässe in vorbeifahrenden Wagen
    Leo Vegas Die Royals
    Leute die keine HartzIV Empfänger mögen
    Macron Oprah Winfrey Wolke Hegenbarth
    Masken Mohn Bertelsmann Palantir
    Me too Think Tanks Michelin Jacken
    Mich reproduzieren Musicals
    Mircrowellen Mülltrennung Mubadara
    NATO Nestlé und Nena
    Nicks mit Prem vorne oder am Schluß
    Nippes Jungfrauen Mai Thy Nguyen-Kim
    NSA CIA BND GCHQ CHIO Mossad
    Olympia Obria Oktoberfest
    Pandabären Pitbull Redbull und dgl
    Photos und Bilder Goldman Sachs
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    Political correctness Poetryslam
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    Rap und Rapper Repräsentative Demokratie
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    Whatsapp Wunderino Wokebrigaden
    WHO Wiener Opernball Weicheier
    Ziegenbärte und Zeitmesser Und Alexander Zverev.

  18. Uuups! Danke für diese Aufzählung, dieses kleine Kunstwerk! Super!

  19. Geht auch andersrum…;-))

    Was ich gerne mag.

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    Südamerika
    T Bone Steaks
    Tennis und Snooker
    The nights of wonder
    Thomas Röper
    U-Boote Unendliche Weiten
    Waffeln Wüstentouren.

    Noch Fragen? ♫

  20. Auch sehr schön:

    Der Misanthrop

    Er grollt den Menschen früh und spat
    wie es der Alte Muck schon tat,
    und auch der Arthur Schopenhauer,
    ein Eremit ist er, ein rauher.

    Willst ins Gespräch Du mit ihm kommen,
    so lasse Small talk lieber sein!
    Den Wissensberg hat er erklommen,
    zur Fahrt zum Gipfel steige ein!

    Des Grollens Gründe Du verstehst;
    daß er die Menschen aufgegeben,
    und das, wonach sie dauernd streben,
    wenn Du ein Stückchen mit ihm gehst.

    Sehr klug ist er, dazu noch ehrlich,
    (ein Dummkopf hält ihn für gefährlich),
    niemals betrügen wird er Dich,
    niemals belügen läßt er sich!

    Mit vierzig wird er dann gescheit,
    (die andern´ nicht in Ewigkeit),
    ein Herz für alle Kinder er hat,
    verübet heimlich manch gute Tat!

    Wir brauchen ihn, den Misanthropen!
    Er passet sich der Welt nicht an,
    tut für die Freiheit, was er kann,
    im Kampfe gegen „Philanthropen“!

  21. Mmmmmmmmmmmmmmmh! Schön! Danke!

  22. Danke auch dafür! Ich hatte das schon als Posting bei Dennis gesehen und als eine augenzwinkernde Hommage an ihn verstanden …

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