Dienstag, 25. Januar 2022

Ein Blitzlicht …

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Ein Blitzlicht …

Es gibt Situationen, die wie das Blitzlicht bei einem Foto im fast Dunklen grell einen Zustand beleuchten, ihn klar hervortreten lassen. Die etwas auf den Punkt bringen, was ansonsten leicht in ein endloses und letztlich sinnloses Lamentieren ausarten kann.

Solche Situationen sind wie ein Tableau, ein Bild, das einen Zustand zeigt, in einer Unmittelbarkeit, die erschrecken kann. Es ist wie überraschend in einen Abgrund zu schauen – überraschend, weil man den dort gar nicht vermutet hätte. Oder eben nicht sehen wollte. Auch ich tue mir schwer damit, diese Abgründe anzuschauen, würde es doch von mir fordern, Konsequenzen zu ziehen – ernste Konsequenzen.

Und doch spüre ich diese Abgründe seit vielen Jahren – es ist ein wichtiger Grund, warum ich hier schreibe. Erst dachte ich, ich spinne, ich sei der Verrückte, der unter Paranoia leidet – nun, einer leichteren Form davon, die »sozial komatibel« (diesen wunderbaren »Freudschen Tippfehler« lasse ich drin!) ist. Es stellt sich nun mehr und mehr als meine persönliche Strategie heraus, den Dingen auszuweichen, sie zu vermeiden. Mich abzuwenden, statt dem Monster in die Augen zu sehen.

Genug der Vorrede. Um was geht es? Eben las ich bei Reitschuster.de einen Bericht über den »Zugriff« auf eine Gruppe von Menschen – überwiegend Kinder, aber auch ein paar Erwachsene – von Seiten des Staates, die aus heutiger Sicht ein Verbrechen begangen haben. Ein Verbrechen? Also Mord? Überfälle? Erpressungen? Nein, im »besten Deutschland aller Zeiten« haben sie versucht, sich und ihre Kinder den »Corona-Maßnahmen« des Staates zu entziehen!

Unfassbar! Das geht heute gar nicht. Denn diese Maßnahmen sind das Maß aller Dinge geworden. Quasi heilig. So heilig, dass unser oberster Tierarzt sagte, sie dürften »niemals, niemals hinterfragt werden«. Denn er repräsentiert die Wissenschaft, und die weiß. Und was »die Wissenschaft« sagt, das gilt. Unumstößlich. Alternativlos. Immerdar.

Die überwältigende Mehrheit sieht das ja inzwischen praktischerweise genauso, wie ich es bereits vielfach hier thematisiert habe. Den Zeigefinger zu heben und »die Wissenschaft hat gesagt …« zu zitieren reicht heute, um jegliche Diskussion auf der Stelle zu beenden. Das ist mir sinngemäß unzählige Male begegnet, vor Allem in den vergangenen zwei Jahren. Wenn »die Wissenschaft« etwas sagt, dann ist kein Widerspruch mehr möglich, selbst wenn der gesunde Menschenverstand berechtigterweise rebellieren sollte.

Da haben sich also in Erlangen-Eltersdorf ein paar Eltern zusammengetan, um so was wie eine »freie Schule«, eine Erweiterung des dank Corona für eine Zeitlang hierzulande legalen »Homeschoolings« zu ermöglichen. Das war bis zum 15. November 2021 sogar legal, danach wieder illegal. Es ging ihnen darum, ihre Kinder von dem Druck, der durch stundenlanges Maskentragen und etliche weitere Vorschriften und Handlungen der Schule entstanden war zu entlasten, ihnen eine halbwegs »alte Normalität« einer Lernumgebung zu schaffen.

Nun, das ist staatlicherseits bereits vorher mit Argwohn betrachtet worden und ist jetzt wieder illegal. Diese Kinder im Alter zwischen vier und vierzehn Jahren trafen sich also mit drei Müttern als Betreuungs- und Lehrpersonal in einer umgebauten Scheune. Nun gut, es ist illegal. Wären wir in einem Staat, der noch auf Verhältnismäßigkeit Wert legen würde, dann wäre irgendjemand von der Schulbehörde dort hingekommen und hätte mit den Müttern verhandelt, wie man das eigentlich in einem sich zivilisiert nennenden Land macht.

Doch ich weiß, ich bin hoffnungslos altmodisch. Von gestern. Ein Träumer, realitätsfern und geistig in Tuka-Tuka-Land. Wie kann man nur so was auf dieser Ebene zu lösen versuchen? In einer Zeit, die von Kontroll- und Machtdenken geradezu trieft, ja besessen ist – und eben nicht nur auf staatlicher Seite, sondern auch in weiten Teilen der Bevölkerung … Also, wie naiv von mir, so was auch nur zu denken!

Denn was geschah war etwas sehr Anderes, sehr Zeitgemäßes: Die Polizei rückte mit einem schwerbewaffneten Rollkommando an, brach die Eingangstür auf und stürmte das Gebäude. Dort trafen sie auf ca. 17 Personen, die allermeisten davon Kinder, die … alleine durch ihre schiere Anwesenheit dort eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellten und somit völlig zu Recht als gefährliche Terroristen betrachtet und behandelt wurden.

Ich bitte alle, den zugehörigen Artikel selbst zu lesen und idealerweise auch noch die beiden verlinkten Videos anzuschauen bzw. anzuhören. Es würde den Rahmen hier völlig sprengen, alle Details zu wiederholen. Was mich besonders entsetzt ist nämlich die Vorgeschichte, der Kontext, dass »Drumherum« – etwas, das heute nichts mehr gilt. Denn in diesem Kontext wird klar, dass es sich hier nicht um ein Missverständnis handelt. Es hätte ja auch sein können, dass die Polizei und die Schulbehörden etwas missverstanden und deshalb überreagiert haben.

Nein, das ist nach den Umständen so gut wie auszuschließen. Allen Beteiligten war klar, um was es geht. Man hätte, wie ich oben angedeutet habe, das mit einem ruhigen Gespräch wenn nicht klären, so doch zumindest den Sachverhalt amtlich feststellen können. Doch das war offenbar von Seiten der Behörden indiskutabel. Dann also das Rollkommando und brachiale Gewalt. Hat man heute so, und seit zwei Jahren hat sich offenbar die überwältigende Mehrheit damit abgefunden, es sogar mehr oder weniger überzeugt akzeptiert. Muss halt sein. Wer nicht hören will, muss fühlen. Es lebe die schwarze PädagogikSchreber sei Dank!

Dass eine große Mehrheit solcherart Vorgehen nicht nur duldet, sondern sogar beklatscht hat sich in der Zeit n.C. zig-fach gezeigt und begegnet mir auf Schritt und Tritt. Ich sage dazu inzwischen nichts mehr, könnte auch in der Wüste Sand verkaufen wollen. Dieses Land hat fertig.

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