Sonntag, 17. April 2022
Der Frühling kommt …
Der Frühling kommt …
Dieser Text entstand aus den Eindrücken von heute. Nein, der erste wirkliche, milde Frühlingstag war schon vorgestern. Heute schien aber wunderbar die Sonne. Also: Sonnenbrillen fast überall. Darunter stolze, harte, entschlossene Mienen – so sie nicht hinter einer Maske verborgen waren. Könner und Stars, wohin ich auch schaue. Menschen, die voranschreiten, die auf dem Weg in die Zukunft sind.
In eine Zukunft, die ich ablehne, die mich graust. Eine Zukunft totaler Kontrolle – eine, in der die (bald) Totalkontrollierten subjektiv das Gefühl totaler Kontrolle haben werden: Sie werden völlig unter Kontrolle sein, sich dabei aber unendlich frei und machtvoll fühlen. Ihr Gefühl von Freiheit und unendlichen Möglichkeiten fällt mit der Tatsache ihrer totalen Beherrschung zusammen. Das ist eine Form totaler Herrschaft, die völlig neu ist. Und die so »stimmt«, für die überwältigende Mehrheit. Man wird sie sprichwörtlich abschlachten können, und sie werden das noch als Fürsorge und Sicherheit empfinden.
Da wollen sie also hin. Nun, vielleicht bin ich ja verrückt, dass ich in alldem einen eklatanten Widerspruch sehe. Die vergangenen zwei Jahre haben mir zudem gezeigt, dass dies offenbar nur mein Problem ist. Nun, aus ihrer Sicht ist das so, und je schneller »solche wie ich« endgültig als »Bewusstseinsstörfaktor« verschwinden, desto besser. Denn genau das bin ich gerade. Ohne »solche wie mich« könnten sie sich noch perfekter der »Neuen Normalität« hingeben, bringe ich doch noch einen Hauch »Alte Normalität« – also von analoger, begrenzter Welt – in ihr Leben. Das nervt. Uncool. Und alles Andere als woke.
Im Moment kann ich mir noch sagen, dass ich mir das alles nur einbilde. Doch das ist Selbsttäuschung, ein Schönreden. Denn vor ein paar Sachen, von denen ich zuzeiten meinte, sie mir einzubilden kann ich seit zwei Jahren kaum noch die Augen verschließen. Sie werden mir sprichwörtlich gewaltsam unter die Nase gerieben – oder besser: davor gehängt. Soll ich also hier warten, bis man dann »nachhilft«? Das wäre eher keine gute Idee.
Stichwort »davor hängen«: Die seit gut 14 Tagen in vielen öffentlichen Bereichen nun optionale Maskenpflicht hat, nach einer kurzen Phase der Verunsicherung, nun aus meiner Sicht dazu geführt, die Gesellschaft noch weiter zu spalten – zumindest hier, in Deutschland, im Lande der ARM, der Alles-Richtig-Macher. Die sind zudem moralisch über jedweden Zweifel erhaben: Inzwischen teilt sich das Land in eine deutliche Mehrheit der Verantwortlichen, Solidarischen, Guten mit Masken und eine kleine Minderheit der Rücksichtslosen, Unsolidarischen, Egoistischen ohne.
Nachdem ich also anfangs so was wie Unsicherheit wahrgenommen zu haben glaube, dann gefolgt von Argwohn, ist es nun Verachtung und ein damit verbundener Stolz, zur »richtigen« Seite zu gehören. Es würde mich nicht wundern, als »Gesichtsnudist« (Gates) bald angepöbelt zu werden. Bislang ist es nur oft unfreundliches, schnippisches Verhalten. Wann ist die Schwelle erreicht?
Wenn das stimmt, was ich von meinem Bruder aus Amsterdam höre, dann erkennt man Deutsche dort an … ihrem Kaffeefilter vor dem Gesicht. Er meinte, es hätte sich schon so oft bestätigt, dass es wirklich auffalle. Die Alles-Richtig-Macher tragen ihre grenzenlose Selbstgewissheit in die Welt. Das ist auch darüber hinaus so, denn sowohl der absolut nichtssagende »Drosten-Test« als auch der Pfizer/BioNTech-»Impfstoff«, der inzwischen weltweit einen führenden Marktanteil hat sind in Deutschland entwickelt worden. Zufall? Nun, inzwischen bin ich da mehr als skeptisch.
»Der Tod ist ein Meister aus Deutschland«, sagte einst Paul Celan. Das ist er auch heute – ja heute wieder. »Am Deutschen Wesen soll die Welt genesen«, dichtete Emanuel Geibel 1861 und wurde damit vielfach zitiert. Ja, auch Klaus Schwab, der Chef des WEF, der die »Vierte industrielle Revolution« propagiert, und für den »Covid 19 – The Great Reset« ist (auf Deutsch als »Der große Umbruch« erschienen) ist Deutscher. Seit Kurzem ist gar von einer »Zeitenwende« die Rede, und neuerdings gibt es von dem genannten Autor mit seinem Co-Autor Thierry Malleret »The Great Narrative« (noch nicht auf Deutsch erhältlich) zu kaufen. Dort geht es um ein neues, großes (natürlich transhumanistisches) Narrativ für die »neue Menschheit«. Aber bitte nicht ernst nehmen – das sind natürlich alles reine Verschwörungstheorien, auch wenn man alle diese Bücher teils seit Jahren kaufen und diese transhumanistischen Ideen darin nachlesen kann – und wenn diese Ideen von einflussreichen Leuten offen ventiliert werden.
Vor vielen Jahren hatte ja schon mal jemand auf Deutsch ein Buch veröffentlicht (nur eines in diesem Fall …), in dem er seine Phantasien einer »neuen, reinen, für die wahren Herren der Welt« reservierten Erde propagierte. Es stand für zwölf Jahre in den allermeisten deutschen Haushalten im Schrank. Seinem Versuch der Umsetzung dieser Ideen war damals allerdings ein Fehlschlag beschieden. Aus tausend Jahren wurden dann doch nur zwölf. Doch das Meer von Leid und Blut, das seine Ambitionen und die begeisterten Deutschen (und so manche Helfer), die sie umsetzen wollten auslösten wirken bis heute nach. Seine Nachfolger im Geiste, überall auf der Welt – natürlich alles lupenreine Demokraten, versteht sich – werden aller Voraussicht nach wesentlich mehr Erfolg haben. Auch und gerade was die Zahl der Toten angeht. Heute gibt es Mittel, die damals bestenfalls Science Fiction waren.
Aber gerade das wird letztlich als Erfolg zählen. Für sie natürlich – für alle, die erfolgreich mitgemacht haben: eine von den überflüssigen, nutzlosen, die Umwelt zerstörenden Menschen, »die nun hackbare Tiere sind« (Harari) »gereinigte« Erde. Denn für unoptimierte, mithin »minderwertige« Menschen, also zum Beispiel »solche wie ich«, wird es dann keine Existenzberechtigung mehr geben. Doch auch nichts mehr, was auch nur entfernt an menschliches Leben erinnert.