Mittwoch, 9. Dezember 2020

Hauptsache Sieger!

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Hauptsache Sieger!

Wie schön, das mal auf den Punkt gebracht zu lesen. Zu lesen, um was es heute geht. Ich könnte auch schreiben, um was es schon lange nicht mehr geht, doch ich würde mich nur wiederholen. Das habe ich direkt und indirekt hier schon dutzendfach getan, und ich bitte zu entschuldigen, wenn es langweilt. Auch mich langweilt es inzwischen, wirklich auf Schritt und Tritt damit zu tun zu haben. Leider regt es mich immer noch auf. Spricht das gegen oder für mich? Beides?

Das »Qualitätsmedium« Süddeutsche Zeitung – ja, auch ich empfand diese Publikation eine lange Zeit so – brachte kürzlich einen Artikel mit dem Titel »Wie man Besserwisser zum Schweigen bringt«. Abgesehen davon, dass diejenigen, die so an die Dinge herangehen ja schon die Deutungshoheit »eingebaut« haben (so wie man zu sagen pflegte, dass bestimmte Automarken die Vorfahrt »eingebaut« hätten …), ist alleine diese Formulierung schon so was wie eine Kampfansage.

Sie ist eine Kampfansage an jeglichen echten, menschlichen Dialog. Einen Dialog, der nicht nur auf verstandesmäßige Argumente hört, sondern auch an der Motivation des Gegenübers interessiert ist, der also verstehen will, wie und warum mein Gegenüber darauf kommt, die Dinge so zu sehen und so zu argumentieren wie er oder sie es tut. Also eine Begegnung, die Kopf und Herz umfasst. Stattdessen: Wie bringe ich meinen Gegner (ja, Gegner, nicht Gegenüber) zum Schweigen? Wie kann ich ihm oder Ihr so übers Maul fahren, dass er oder sie es hält?

Das alleine ist es, was zählt. Sieger sein und bleiben. »Wer also mit Corona-Schwurblern konfrontiert ist, könnte sie etwa auffordern, das Prinzip eines mRNA-Impfstoffes zu erklären. Es ist egal, wenn man das selbst auch nicht hinbekommt: Die geteilten Gefühle der Unwissenheit sollten in eine gemeinsame intellektuelle Demut münden.« Wie schön. So ganz nebenbei kommt hier auch noch zur Sprache: Man ist zwar Sieger geblieben, auch wenn man etwas selbst nicht blickt. Und unterwirft sich gleichzeitig »demütig« den Ober-Gurus, die wissen, wo’s lang geht. Oder auch: Nach unten treten, nach oben buckeln. Es lebe die Hackordnung! Hauptsache, ich stehe mindestens eine Stufe über dir.

Teile und herrsche – jede/r gegen jede/n, und die Eliten gegen Alle. Hauptsache, ich bin dir gegenüber Sieger.

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