Sonntag, 12. April 2020

Ein politisches Familienvideo

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Ein politisches Familienvideo

Das Drama um den WikiLeaks-Gründer Julian Assange dauert an. Wenn es noch länger andauert, wofür leider einiges spricht, hat die Justiz womöglich ihr Ziel erreicht: Assanges Gesundheitszustand ist sehr schlecht, und es gibt ärztliche Warnungen, dass er nicht mehr lange zu leben hat, sollte er nicht bald freikommen. Nun hat Richterin Vanessa Baraitser damit gedroht, die Identität von Julian Assange‘s Partnerin, der Mutter seiner zwei Kinder, zu veröffentlichen.

Dem sind die beiden zuvorgekommen und haben über WikiLeaks ein ca. 11 Minuten langes Video veröffentlicht – eine Art Familienvideo ohne den in Haft sitzenden Vater. Obwohl es sehr privat ist, ist das ein politischer Akt – ein politischer Akt auf dem Hintergrund dessen, was an Geschachere und Niedertracht über diesen Mann ausgeschüttet wurde, einem, der es gewagt hatte, Verbrechen der Mächtigen aufzudecken.

Ich will hier gar nicht weiter kommentieren – bitte selbst anschauen.

Dass staats- und großindustriekritischer investigativer Journalismus inzwischen (2.7.20) fast ausschließlich in den »alternativen Medien« im Internet stattfindet, ist ein Menetekel. Wie lange es ihn dort noch geben wird, ist völlig offen. Für mich ist das, was mit Julian Assange geschieht, die öffentliche Hinrichtung eines investigativen Journalisten in Ultra-Zeitlupe. Und das ohne Todesurteil, ja ohne Verurteilung. Dies ist, mit allem, was damit zusammenhängt, bereits als Solches eine offene Verhöhnung jeglicher Rechtsstaatlichkeit und Demokratie von Seiten des Staates. Zusammen mit der »Corona-Krise«, die ja auch praktisch komplett »gemacht« ist, zeigt sich auch hier, wohin wir uns bewegen: zu totalitären Strukturen hin, zu einer Welt, in der »Demokratie« auch die letzten Reste von den Inhalten verloren hat, die laut Lexikon mit diesem Begriff verbunden sind.

Diese Entwicklung ist nicht wirklich neu. Neu ist aber, wie unverhohlen nun staatliche und privatwirtschaftliche Akteure ihr Ding durchziehen: Jegliche Tarnungen sind überflüssig geworden; man zeigt ganz offen, »wo der Hammer hängt«. Die Macht braucht sich nicht mehr zu tarnen. Sie weiß, dass der weitaus größte Teil der Bürger weltweit hinter ihr steht, Teil von ihr ist. Auf eine perverse Weise hat sich Macht also doch »demokratisiert«: »Das Gift ist innen.« In den Menschen.

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