Helfen …?

Helfen …?

Ein Samstagnachmittag, in einer der kleineren Shopping-Mails in Berlin in meiner Nähe. Ich will noch mal ins Untergeschoss und stelle mich auf die Rolltreppe. Vor mir eine freie Stufe, dann ein Ehepaar, mindestens meine Altersstufe, vielleicht auch ein wenig älter. Die Treppe ist inzwischen etwa in der Mitte zwischen den Stockwerken, da rutscht der Mann vor mir aus, in einer Weise, dass er vornüber die Treppe herunterzufallen droht.

Sein rechter Arm schlägt dabei direkt vor mir auf den Handlauf, und ich greife zu halte ihn an der Schulter fest, während ich gleichzeitig zu ihm sage: »Ich halte Sie!« Was weiter tun? Noch während dieser Gedanke in mir aufploppt ist von links hinten ein junger Mann an mir vorbeigeschritten, vielleicht Mitte zwanzig. Er ist ein Stück größer als ich und trägt einen Kopfhörer um den Hals, greift dem alten Mann vor mir, der wiederum ein Stück kleiner ist als ich, wortlos unter die Arme und zieht ihn hoch.

Der alte Mann ist sehr erleichtert und bedankt sich. Der junge Mann geht dabei ohne jegliche Reaktion links an den Stehenden vorbei weiter nach unten und erreicht vielleicht zwei Meter vor uns das Ende der Rolltreppe. Dort geht er weg, ohne sich noch mal umzudrehen oder etwas zu sagen.

Auch die beiden vor mir sind nun dort angekommen und gehen weiter, kurz nach ihnen auch ich. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend, und wir schauen uns alle Drei kurz an, bevor sie weitergehen. Dann bleibe ich aber doch ein Stück neben der Treppe stehen, muss das eben Erlebte erst mal verarbeiten. Nein, ich meine damit weder den Sturz des Mannes noch dass ihn der junge Mann wieder zum Stehen hochgezogen hat. Ich meine das »Wie«. Ja, er hat geholfen, spontan und direkt. Für wohl alle ist damit die Geschichte erledigt. Doch dieses Wie beschäftigt mich.

Aus meiner Sicht sah das aus als ob jemand einen Ball fängt und wieder abgibt. Nun, vielleicht haben Handball- oder Fussballfans einen emotionalen Bezug zu einem Ball, doch für mich ist der einfach ein Gegenstand, der in einem Spiel nach bestimmten Regeln mit Bedeutung aufgeladen ist. Der Ball als Solcher hat für mich keine »Seele«. Er ist ein Gegenstand, der gehandhabt wird – nicht mehr und nicht weniger.

Und genau so nahm ich auch die Reaktion des jungen Mannes wahr: Er »handhabte« den alten Mann nach einer Regel. Keine weitere Kommunikation, nicht mal ein Blick, geschweige denn ein Wort. Vielleicht ist das verrückt, doch ich finde das verstörend.