Samstag, 16. April 2016
Sieg! Sieg! Sieg! – Das böse Wort zum Sonntag
Sieg! Sieg! Sieg! – Das böse Wort zum Sonntag
Es tönt von überallher – optisch und akustisch. Es schreit von allen Werbetafeln. Es dröhnt aus den Boxen der Autos, durch deren geöffnete Fenster. Aus den aufgedrehten Ohrstöpseln junger Leute Leute in den Bahnen. Aus tragbaren Bluetooth-Lautsprechern. Wir! Feiern! Richtig! Und dauerhaft! Unser Gehabe und unser Aussehen gestalten wir entsprechend. Denn wir feiern einen Sieg. Den totalen Sieg.
Doch was feiern wir da eigentlich genau? Wessen Sieg über wen (oder was?) ist denn der Anlass für die große Party? Und warum wird unser Siegestaumel seit Jahren immer stärker?
Und wo soll das hinführen? Ist es wirklich so, dass wir den Ast auf dem wir sitzen absägen können, ohne zu fallen? Sind wir doch am Baum angeseilt, mit bestem High-Tech Bergsteiger-Nylonseil …? Nun, eigentlich könnten wir doch auch gleich den Baum fällen, oder? Und durch einen Kran ersetzen. Mit einem Bungee-Seil dran. Wir wissen doch längst, wie es geht, oder? Also dann: Sieg …! Nee, »Heil« sagte man gestern.
Nachtrag 12.3.18: Wir feiern weiter unser Drüberstehen, unsere Überlegenheit und Kontrolle über die Natur – inklusive unserer eigenen. Das hat eher noch zugenommen. Ja, ich würde sagen, inzwischen hat es geradezu rauschhafte Züge angenommen. Hier ein Link zu einem nachdenklichen Kommentar von Jeff Sparrow beim Guadian, der Parallelen zieht zwischen dem ersten Weltkrieg, den viele schon über 15 Jahre vor seinem Ausbruch haben kommen sehen, und der sich im 21. Jahrhundert anbahnenden Klimakatastrophe. Beides seien »Katastrophen mit Ansage« (gewesen), meint der Autor. Unsere Antwort, damals wie heute: Business as usual.