Freitag, 24. August 2012
Unfair ist, wer drüber spricht
Unfair ist, wer drüber spricht
Gerade habe ich es gelesen: Lance Armstrong, der siebenfache Tour de France-Sieger, wird höchstwahrscheinlich alle seine Siegertitel verlieren, da die Anti-Doping-Agentur der USA, die USADA, sie ihm aberkennen lassen will.
Es gilt als so gut wie sicher, dass Armstrong seine Siege mit Hilfe verbotener Substanzen errungen hat. Zwar gibt es keine gerichtskundigen Blut- und Urinproben, die das eindeutig belegen, doch viele Indizien und die Aussagen ehemaliger Teamkollegen sprechen eindeutig gegen ihn. So will er auch auch kein ordentliches Gerichtsverfahren, bei dem all diese Dinge zur Sprache kommen würden. Das kommt einem Schuldanerkenntnis gleich, denn er verzichtet damit auch auf Rechtsmittel gegen den Beschluss der USADA.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Armstrong weiterhin darauf beharrt, nicht gedopt zu haben. Er behauptet hingegen, ein öffentlicher Prozess gegen ihn wäre »einseitig« und »unfair«, deshalb wolle er ihn nicht. Das ist eine interessante Sichtweise der Dinge, und eine sehr moderne dazu, die mir immer öfter im Alltag begegnet: Nicht der eigene Verstoß gegen Regeln und Absprachen ist unfair, sondern dies zu thematisieren. Auch der Begriff »Fairness« wurde also einer Umwidmung unterzogen – vor allem viele jüngere verstehen darunter offensichtlich etwas ganz anderes als ich. Unfair ist, wer »drüber spricht«. Es fällt mir schwer, mich daran zu gewöhnen.
Nachtrag 5.1.13: Aktuelle Informationen zum Stand der Dinge und weiterführende Links finden sich zum Beispiel hier.