Montag, 30. Mai 2011

Feurio!

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Feurio!

Zunächst muss ich vorausschicken, dass ich Laie bin – auf jeden Fall, was das Wissen um das Klima angeht. Als junger Mann ein paar Vorlesungen in Meteorologie besucht zu haben, ändert daran nichts.

Eben las ich auf »Spiegel Online«, dass man die zwei Grad-Grenze bei der Klimaerwärmung wohl nicht werde halten können – der CO2-Ausstoß der Menschheit ist schon wieder gestiegen anstatt zu stagnieren oder zu sinken.

Ich fragte mich schon lange, wie denn die Wissenschaftler auf diese zwei Grad kommen. Denn das Weltklima ist etwas, das auch heute nur in groben Zügen verstanden wird, und meteorologisches Geschehen als solches ist ja so komplex und auch chaotisch, dass bestenfalls kurzfristige und relativ großflächige Vorhersagen möglich sind. Immerhin, das geht.

Ende der neunziger Jahre war die Meteorologie ein ähnlich aufstrebender Wissenschaftszweig wie heute die Hirnforschung. Alles schien möglich, die letzten Geheimnisse standen angeblich kurz vor der Aufdeckung. Ich erinnere mich an Zeitungsartikel, in denen Wissenschaftler zitiert wurden, die meinten, bald schon werde man das Wetter einige Tage im Voraus auf etwa einhundert Meter genau vorhersagen können.

Von solch vollmundigen Versprechungen musste man sich dann bald verabschieden, ohne ihrer Einlösung je auch nur ansatzweise nahe gekommen zu sein. Zu komplex ist das Wettergeschehen, zu viele Faktoren sind immer noch nicht oder nur teilweise einschätzbar. Immerhin klappt ja die Großwettervorhersage inzwischen ziemlich zuverlässig. Nun will man sich am globalen Weltwetter der Zukunft versuchen.

Doch dieses Hantieren mit den zwei Grad Temperaturanstieg erinnert mich fatal an die Haltung, die ich oben erwähnte. Wie kommt man auf gerade zwei Grad? Welche Parameter legt man zugrunde? Und wieso ist man sich so sicher, dass es diese maximale Erwärmung »bringen« wird? Denn das Weltklima ist noch komplexer als, sagen wir, das nordeuropäische. Man beginnt gerade erst zu begreifen, dass zum Beispiel die Meeresströmungen und -Temperaturschichtungen einen weitaus größeren Einfluss zu haben scheinen als bisher angenommen.

Mein Verdacht erhärtet sich, dass die Mehrheit der Wetterwissenschaftler das Klima aus mechanistischer Sicht betrachtet – teilweise wohl, weil sie es tatsächlich so sehen, teilweise aber wohl auch gezwungenermaßen, denn alles soll ja »streng wissenschaftlich« zugehen, auch auf den bislang wenig erfolgreichen Weltklimakonferenzen. Niemand kann da mit »Meinungen« kommen, alles muss, zumindest nach dem jeweiligen aktuellen Wissensstand, belegbar sein.

Sicher ist das alles keinesfalls frei von Meinungen und Lobbyinteressen. Womöglich fallen diese sogar mehr ins Gewicht als selbst die mechanistisch betrachteten wissenschaftlichen Ergebnisse zum Thema.

Und so addiert es sich auf – hier die Prognosen und Berechnungen aufgrund von Zusammenhängen und Vorgängen, die man nur in groben Zügen einschätzen und überschauen kann. Dort das Beharrungsvermögen einer Menschheit, die sich innerlich von solchen banalen Dingen wie der »Umwelt« immer mehr zu lösen beginnt, die das Gefühl hat, sich von ihr zu »emanzipieren«.

Heutzutage sind wir glücklicherweise nicht mehr nur fast unabhängig von der Witterung und können uns vor Gefahren wie Fressfeinden und Krankheiten weitgehend schützen, nein, wir gehen weiter: Wir wissen heute, wie wir und die Natur zu funktionieren haben. Wir setzen die Maßstäbe, wir bestimmen. Wir greifen immer tiefer in die Vorgänge in und um uns herum ein, zum Beispiel mit der Gentechnik. Wir wissen es besser. Wir sind schlauer als das Leben. Was sind schon ein paar hundert Jahrmillionen Evolution? Wir akzeptieren nicht länger gewisse Grenzen der Entwicklung, obwohl unsere eigene und die Biologie allgemein ja geduldig und wunderbar dehnbar sind wie eine Gummihaut. Wir haben angefangen, die Gummihaut zu durchschneiden und fügen nun die Dinge so zusammen, wie wir das für passend und richtig halten.

Also geht es weiter mit dem »Business as usual« – sprichwörtlich und im übertragenen Sinne. Und: »The Show must go on!« Das Publikum erwartet es nicht anders. Feurio!

 

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