Sonntag, 26. Juli 2020
1984-Newspeak – »Gesund ist krank«
1984-Newspeak – »Gesund ist krank«
Newspeak lässt grüßen: Seit März heißt es: gesund ist krank. Die alte Regel, dass sich Krankheit sichtbar äußern muss, in körperlich, physisch sicht- und wahrnehmbaren Krankheitssymptomen, gilt nicht mehr. Das war gestern, die alte Normalität.
Heute trötet es aus allen Rohren: Ein positiver Corona-Test reicht aus, um aus einem gesund erscheinenden und gesund bleibenden Menschen einen Kranken zu machen. Das besagt im Grunde gar nichts, doch es reicht, um einen gesunden Menschen in einen Gefährder der Allgemeinheit, einen modernen Aussätzigen zu verwandeln. Unsere eigene, unmittelbar sinnliche, körperliche Wahrnehmung gilt nicht mehr, sondern seit geraumer Zeit immer mehr etwas technisch Festgestelltes. Und ab jetzt, in der Neuen Normalität, gilt diese Vorgehensweise absolut: Wenn auf dem Zettel steht, dass du krank bist, dann bist du krank. Punkt. Du fühlst dich völlig gesund und erscheinst auch Anderen so? Völlig egal. Hier steht es schwarz auf weiß. Das alleine gilt.
Denn wir haben da irgendwas gemessen. Extrapoliert. Das alleine zählt. Dass in diesem Fall sogar der Test, mit dem gemessen wird, äußerst fragwürdig ist, interessiert keinen. Wir machen es, deshalb gilt es. Punkt. Keine Diskussion. Ist das wissenschaftlich, nach unseren eigenen bisherigen Ansprüchen an Wissenschaftlichkeit? Na ja, bislang ging es ja um Theorien und deren Verifizierung oder Falsifizierung – teilweise oder ganz. Doch das war mal. Was wissenschaftlich ist, ist heute was Anderes. Wir leben inzwischen ja in der Neuen Normalität. Und die alte soll und wird nicht wiederkommen. Auch das hören wir tagein, tagaus. Wir alle spielen »Coromon Go« und glauben fest daran, dass die gejagten Phantome alle echt, also physisch real sind. Und vor Allem: gefährlich. Wir haben doch den Test, was interessiert uns unsere direkte Wahrnehmung? Und Vernunft, diese Verbindung aus gelebter Erfahrung, erlebtem Wissen und beratendem Verstand – das war gestern. Heute gilt, was wir für wahr halten. Punkt. Aus.
Denn heute reicht es, »Wissenschaft!« zu rufen, wie eine rituelle Beschwörungsformel oder das »Amen!« in der Kirche, um die eigene Deutungshoheit sicherzustellen. Verschiedene Meinungen und Theorien diskutieren? Das war immer schon schwierig, aber heute ist es endgültig passé. Wer einmal die Deutungshoheit an sich gerissen hat, ist selbsterklärter Sieger und schreibt das gültige Narrativ. Das machte man schon immer so, und heute ist das eben wieder ganz offen möglich und wird sogar beklatscht. Wer das hinterfragt, ist ein Spinner, uncool und hoffnungslos von gestern – bestenfalls. Damit ist auch hier jegliches Verständnis von Demokratie und Gemeinsamkeit verschwunden – es sei denn, man versteht darunter das Recht des Stärkeren. Das gilt offenbar inzwischen selbst im Bereich der Justiz – zumindest in Österreich.
Der Zeitgeist sieht darin kein Problem. Das bedeutet: Er ist bereits in sich totalitär. Damit ebnet sich der Weg in Richtung auf eine Weltregierung, die selbst totalitär ist – na, vielleicht noch mit etwas demokratischer Tünche drauf. Die meint es etwa so: Eure Gesundheit ist das höchste Gut. Genau deshalb wollen wir die jetzt haben. Das Geschäft des Jahrhunderts winkt! Und eine unvorstellbare Machtfülle: die Weltherrschaft der wirklich »Wichtigen«. Das alles ist jetzt greifbar nah, erstmals wirklich machbar in der Geschichte der Menschheit. Ergreifen wir die Chance!
Unsere Zwischenmenschlichkeit ist inzwischen zu einem Kriegsschauplatz geworden. Doch nur wenige sehen das überhaupt – ja nehmen es überhaupt als Problem wahr, geschweige denn als große Gefahr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das auch im Außen, in der realen, physischen Welt äußern wird. Irgendwann wird die Außenwelt der Struktur unserer Innenwelt folgen. Wie sehen innere Landschaften aus, über die ein Krieg hinweggerollt ist? Ein Krieg, den sehr, sehr viele gar nicht als solchen erkennen, ja ihn gar als Ermächtigung ihrer selbst willkommen heißen? Und wie wird sich dann der äußere Krieg ausdrücken? Denn:
Was du heute denkst, wirst du morgen tun. Leon Tolstoi
Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. Albert Einstein
Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen. Albert Einstein
Nachtrag 25.4.21 – Wie ich schon schrieb, ist die Entwicklung weg von unserem Menschsein schon länger im Gange. Viele Beiträge hier haben das explizit oder implizit zum Thema. Ja, ich könnte sogar sagen, dass genau dies ein zentrales Motiv für die Schaffung dieser Seite ist. Was sagt das über mich aus, was über die überwältigende Mehrheit, die überhaupt kein Problem sieht?
Wie das Myzel eines Pilzes, das sich langsam, aber stetig ausbreitet ist diese Entwicklung schon lange im Gange. Das alles ist ein uralter Hut, doch in den vergangenen Jahrzehnten kam eine neue Dynamik hinein, die auf sehr Altes, aber auch sehr Neues zugleich aufbauen konnte. Wie immer bin ich sehr erfreut, Gedanken die meinen ähneln aus berufenerem Munde zu hören. Sinead Murphy, eine Philosophieprofessorin der Newcastle University, macht sich in diesem klugen Artikel Gedanken darüber, wie »Gutsein« in den letzten 13 Monaten gezielt umkonnotiert wurde – ins Gegenteil dessen, was wir seit wir Menschen sind darunter verstehen.
Es ist regelrecht gekapert worden und wird nun zu dem gemacht, was ich als eine »geistige Bombe« bezeichne: eine von der überwältigenden Mehrheit nicht mal erahnte Strategie, ihr Denken und Fühlen quasi zu »übernehmen« und in eine von außen gewünschte Richtung zu lenken – selbst wenn das auf den Verrat an elementarsten menschlichen Bedürfnissen hinausläuft. Genau deshalb habe ich mich auch entschieden, diesen Nachtrag hier unterzubringen, obwohl er auch unter anderen Beiträgen gut passen würde. Das alles ist perfide durchdacht und psychologisch fundiert ersonnen. Da nur eine Handvoll Leute das überhaupt hinterfragt und als problematisch sieht, so wie die Autorin des Artikels, wird diese mentale Atombombe ihre Zerstörungskraft mit ungeheurer Wucht entfalten – mit jedem Monat, den dieser Wahnsinn andauert dramatischer. Stellen wir uns darauf ein: »Grausamkeit und Gleichgültigkeit ist Liebe.«