Mittwoch, 5. November 2014

Ausgeblendet!

Kommentieren

Ausgeblendet!

Die Kongresswahlen in den USA sind entschieden: De facto haben jetzt die Republikaner die Macht übernommen. Nur dass Präsident Obama als lästige, störrische  Galionsfigur der Gegenseite noch vorne am Schiff hängt, können sie (bislang) nicht ändern.

Doch sie haben die Macht zurück. Die ist wieder dort, wo sie nach Ansicht der Konservativen der Welt hingehört: Zu ihnen. Bei denen, die wissen, wo’s lang geht. Die entschlossen handeln, statt bewusst zu entscheiden. Sich nicht mit dummen Gedanken belasten. Abwägen? Vermitteln? Welch absurde Idee, wo doch alles klar ist. Diejenigen, die für das Recht des Stärkeren eintreten, sind sich sehr sicher, dass ihnen quasi von Natur aus diese Vormachtstellung zusteht. Ist doch auch logisch, oder?

Aus dem, was ich aus der bundesrepublikanischen Geschichte erinnere, kann ich dies auch hier für Deutschland nachvollziehen. Mir fallen dazu zum Beispiel Namen wie Franz Josef Strauß, Kurt Georg Kiesinger und Helmut Kohl ein. Soll ich Angela Merkel in diesem Zusammenhang schon erwähnen? Nein, zu früh. Ich warte noch ab.

Was ich damit meine? Zum Beispiel, dass in der Regel Mitglieder des konservativen Lagers weniger Skrupel haben, wenn es um den eigenen Machterhalt geht. Sie ihrem Glück ein wenig nachhelfen müssen. Geschieht das mit illegalen Methoden und fliegt es auf, sind sie zudem viel weniger bereit, daraus die Konsequenzen zu ziehen. Oft räumen sie erst auf massiven öffentlichen Druck hin ihren Platz; bis dahin versuchen sie, auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben.

Der neue geheime Präsident der USA heißt Mitch McConnell. Laut einem Artikel bei »Spiegel Online« ist er der neue Mann an der Spitze der Republikaner. Doch er schulde dem radikalen Teil der Republikaner – der »Tea Party«-Fraktion – etwas, heißt es. Sie hätten ihm schließlich zu seiner Position verholfen. Zudem war dieser Kongresswahlkampf der teuerste »aller Zeiten« – etwa 3,7 Milliarden Dollar soll er gekostet haben. Wer wohl all dieses Geld aufgebracht hat? Zudem meint der Bericht, es sei darin kaum um Sachthemen gegangen, sondern vor allem um ein Spiel mit Angst und Ressentiments. Das funktioniert anscheinend in den USA (noch) besser als bei uns.

Schade auch, dass diejenigen, die Präsident Obama vor zwei Jahren sogar eine zweite Amtszeit bescherten, ihn nun offenbar enttäuscht fallen gelassen haben – sie gingen zu selten an die Wahlurnen und machten es der Gegenseite unnötig leicht.

Alles in allem – Vermitteln und Ausgleichen ist heute womöglich weniger angesagt denn je. Man hat’s, oder eben nicht. Sieger machen keine Zugeständnisse. Warum denn auch.

Vorheriger Eintrag: Nächster Eintrag:
 

Dein Kommentar zu »Ausgeblendet!«

Dein Kommentar