Freitag, 29. April 2011

Durchschnitt!

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Durchschnitt!

Gerade habe ich auf  Spiegel Online einen Artikel gelesen. Ich erinnere mich noch, wie enttäuscht unser Vater damals war, als ein IQ-Test in der späten Kindheit mir nur eine leicht überdurchschnittliche Intelligenz zubilligte, anstatt ein kleines Genie zu offenbaren. Seit langem weiß ich, wie begrenzt sie ist, und kann anderen mal mehr, mal weniger neidisch zugestehen, zumindest auf dem Gebiet abstrakt-theoretischen Denkens mehr »drauf« zu haben als ich.

Manchmal kommt mir der Satz: »Das einzig Besondere an mir ist meine unglaubliche Durchschnittlichkeit.« Wie oft finde ich mich in anderen wieder, und selbst Verhaltensweisen, die mir auf den ersten Blick sehr fremdartig erscheinen, kann ich in der Regel schon bald darauf zwar oft in stark abgeschwächter Form, doch immerhin, bei mir wiederfinden. Vielleicht ist es mein »Problem«, dass mir dies nun schon seit Längerem bewusst ist?

Mir fällt dazu noch eine kleine Anekdote aus der Bundeswehrzeit ein, wo ich mit jungen Männern meines Alters aus allen sozialen Schichten zusammen war. Es gab da einen schüchternen, nicht sehr hellen Mann, unscheinbar, ja fast grau, aus offensichtlich einfachen Verhältnissen. Eines Abends saß ich bei ihm in seiner Stube, und wir redeten. Irgendwie kamen wir auf das Thema Intelligenz zu sprechen, und dann sagte er so etwas wie »Ich bin ja nicht der Hellste!« und fing an zu weinen. Wie er das sagte, beeindruckt und berührt mich noch heute tief. Da war für mich eine Klarheit und Tiefe, ein trauriges Annehmen, aus dem eine unglaubliche Herzensweisheit spricht. Mir kommen gerade die Tränen, und ich nehme ihn im Geiste in den Arm.

 

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