Donnerstag, 3. Dezember 2015

Wo wollen wir hin?

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Wo wollen wir hin?

Natürlich, was für eine dumme Frage: in die Zukunft! In eine Zukunft, derer Zipfel wir bereits in der Hand halten – jetzt gerade in Form des kleinen oder größeren Bildschirms, auf dem dieser Text erscheint. Was also soll diese Frage? Bald werden wir Möglichkeiten haben, von denen wir selbst heute, wo schon so vieles »geht«, nicht mal geträumt haben. Nun noch mal – was soll diese blöde Frage?

Ich habe vor Jahren mal halb im Scherz, halb im Ernst gesagt, ich sei hierher gekommen, um mich zu blamieren: Ich stelle dumme Fragen. Ich blamiere mich. Das kann ich, immerhin. Nun denn, auf geht’s. Bevor ich losschwadroniere, muss ich allerdings gestehen, dass das, um was es mir hier geht, sich nicht mit Worten greifen lässt. So beschränke ich mich darauf, meine blöden Fragen zu stellen.

Wo wollen wir hin? Jenseits der Welt, der Struktur, die wir selbst geschaffen haben? Die weitestgehend selbstreferentiell ist, das heißt, alle Überlegungen drehen sich nur darum, diese von uns geschaffene Welt zu erhalten und ihr zu dienen. Dass wir Teil von etwas Größerem sind, aus dem wir hervorgegangen und von dem wir noch immer ein Teil sind, spielt inzwischen bestenfalls am Rande eine Rolle. Ist es das, wohin wir wollen? Das, was die Avantgarde der Menschheit, die »Posthumanisten«, sich erträumen – nämlich dereinst ihren Geist in Maschinen einzupflanzen, die mit den Körpern, die diese Maschinen einst hervorgebracht haben, nichts mehr zu tun haben werden? In Maschinen, die unsterblich sind und allmächtig?

Was ist mit den anderen, die offenbar nicht mehr so lange warten wollen? Die die ganz reale Macht interessiert, hier und jetzt? Die Macht über das Leben anderer Wesen, vor allem derjenigen der eigenen Art? Die einen verschmelzen knallharte neoliberale Ideologie mit Gedanken der Hippiezeit zu einem so attraktiven wie gefährlichen Gemisch, frei von jeglichem Anflug von Selbstzweifeln. Wieder andere berauscht es, nach Belieben zu töten und zu verletzen, körperlich wie psychisch, unsägliches Grauen in die Welt zu bringen, zu vernichten, womöglich noch im Namen Gottes.

Uns allen, mit einer Handvoll Ausnahmen, ist gemeinsam, den Tod vollständig zu verdrängen. Die Möglichkeiten, dies noch perfekter zu tun, haben in der jüngeren Zeit enorm zugenommen. Doch würde unser Leben noch das gleiche sein, wenn es ihn nicht mehr gäbe?

Können wir denn den Tod wirklich abschaffen? Wäre das wirklich erstrebenswert? Wir wissen nicht mal, wer wir sind und was für uns wirklich wichtig ist. Wie soll das dann gehen?

 

Nachtrag 16.12.17: Wie haben wir uns verändert, seit die Menschen sesshaft wurden? Nach bisherigen Schätzungen gibt es den modernen Menschen als eigene Spezies, den Homo Sapiens, seit etwa 200.000 Jahren. Vor geschätzten 10.000 Jahren begannen Menschen auf einmal, ihre Lebensweise völlig zu verändern: Aus egalitären Gemeinschaften von Jägern und Sammlern wurden sesshafte Bauern, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Welche Veränderungen dieser Schritt bedeutete und wie er bis heute nachwirkt, ist in einem Artikel des Guardian sehr schön zusammengefasst. Wer möchte, kann die Denkanstöße darin aufgreifen und weiterführen. Aber Vorsicht: Einige unumstößlich feststehende Überzeugungen könnten dann Schaden nehmen …

Nachtrag 28.12.17: »Das sozialste Tier des Planeten« – welches ist das? Heute beherrscht es die Welt, und genau dieser Wesenszug ist das Erfolgsrezept dieser Spezies. Doch wir sind mitten dabei, die Weichen in eine andere Richtung zu stellen, und die weitaus meisten machen begeistert mit …

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