Sonntag, 14. Dezember 2014

Rechnung, ohne den Wirt gemacht

Kommentieren

Rechnung, ohne den Wirt gemacht

Die Klimakonferenz in Lima ist mit einem eher diffusen Ergebnis zu Ende gegangen. Wie sollte das auch anders sein – die Interessen der Teilnehmer sind oft grundverschieden. Und wer soll was und wofür bezahlen? Spätestens hier scheiden sich die Geister. Kaum jemand will seine Profite schmälern lassen oder gar zur Disposition stellen.

Und dann ist da noch ein grundlegendes Missverständnis: Die Verhandlungen beziehen sich auf konkrete Berechnungen und Vorhersagen der Wissenschaftler. Zwei Grad mehr. Vier Grad mehr. Sechs Grad mehr. Wenn ich den Thermostat meiner Heizung zwei Grad höher stelle, dann wird es im Zimmer etwa zwei Grad wärmer. Wenn die Heizung weiterläuft. Wenn das Fenster heil bleibt. Wenn der Thermostat korrekt funktioniert.

Das alles ist relativ überschaubar. Deshalb funktioniert es in der Regel auch. Was aber ist mit der Erde als Ganzes? Mit der Biosphäre? Die Berechnungen der Klimawissenschaftler erwecken den Eindruck, als würde das alles mit der Erde genauso funktionieren wie in meinem Wohnzimmer. Ich vermute zwar, sie wissen es besser, müssen aber irgendwas präsentieren, damit man überhaupt was zu Verhandeln hat.

Sonst würde es nicht mal eine Grundlage geben. Ja, man würde nicht mal ein Problem dingfest machen können. Und wir glauben nur das, was wir schwarz auf weiß und reproduzierbar nachweisen können. Das hat sicher auch sein Gutes. Doch hier geht es nicht um einen Taschenrechner oder einen Computer. Input, Output: 234,5 x 67 ist gleich 15711,5. Auch die Wissenschaftler wissen bestimmt, dass ihre Rechnung mehrere Unbekannte enthält. Viele Zusammenhänge und Faktoren sind bislang nur ansatzweise oder in groben Zügen bekannt, und ständig werden neue entdeckt, von denen man bislang noch nichts wusste. Dazu kommen Unwägbarkeiten – Sonnenstürme, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge …

Wir haben es mit einem Lebewesen zu tun, nicht mit einer überaus komplexen Maschine. Auch diese Tatsache scheint nicht wirklich begriffen zu sein, soll vielleicht auch gar nicht begriffen werden. Nur so kann es die Hoffnung geben, dass wir die Dinge nach wie vor unter Kontrolle haben. Aber haben wir das wirklich? Bei genauerem Hinsehen haben wir nämlich unsere Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der wird sich irgendwann melden und seine Forderungen notfalls einklagen. Vermutlich wird er dabei alles andere als zimperlich sein.

Vorheriger Eintrag: Nächster Eintrag:
 

Dein Kommentar zu »Rechnung, ohne den Wirt gemacht«

Dein Kommentar