Sonntag, 17. August 2014

Schach … matt! Der Tod als Terrorist

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Schach … matt! Der Tod als Terrorist

Diese kleine Meldung machte mich denn doch nachdenklich: Bei der Schach-Olympiade in Tromsø in Norwegen brach einer der Spieler am Schachbrett mit einem Herzinfarkt zusammen. Sanitäter stürzten herbei und begannen sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Doch viele der Anwesenden hielten das alles offenbar für einen terroristischen Angriff; es brach eine Panik, ein Tumult aus. Das Turnier musste für mehrere Stunden unterbrochen werden.

Schach ist eine sehr »kopfige« Angelegenheit. Gut, man kann auch die Intuition mit einfließen lassen, doch dann wird der Glücksspielaspekt deutlich größer. Im Grunde sitzen sich da zwei gegenüber, die im Idealfalle die Ruhe bewahren, um sich wie Computer die (möglichen) eigenen und die Züge des Gegenübers vorzustellen und sie im Voraus zu »berechnen«. Das ist eine hochgeistige, konzentrierte Tätigkeit. Jegliche Gefühle oder andere Ablenkungen stören da nur, verringern die Siegesschancen des Spielers.

Und nun kommt etwas ins Spiel, dass dazu überhaupt nicht passt: Der Körper eines Spielers hält dieser Anspannung des Geistes nicht stand, oder es ist einfach der Zeitpunkt, an dem es passiert – er mischt sich ein, indem er zusammenbricht. In diese Welt der menschlichen Computer kracht nun ganz profan das Leben hinein – oder vielleicht ehrlicher der Tod, die Endlichkeit. Das schien so weit weg zu sein vom Bewusstsein der meisten Anwesenden, dass sie dies nicht für möglich hielten: Sie dachten an einen Überfall, einen terroristischen Anschlag, und reagierten entsprechend.

Weshalb ich das hier überhaupt anspreche? Mich fasziniert das Bild, das sich dabei ergibt. Es erscheint mir wie eine Allegorie auf unsere heutige Welt. Wir sind so sehr in unsere »eigene« Realität verstrickt, dass der Tod, oder auch das Leben als solches, darin gar keinen Platz mehr hat, nicht mehr vorkommt. Nicht mehr vorkommen darf, denn das stört nur unsere Kreise. Da stehen wir drüber, haben alles unter Kontrolle. Wehe uns, wenn sich diese profanen Dinge eines Tages mal massiv zurückmelden sollten!

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